Carl-Jan von der Goltz, geschäftsführender Gesellschafter Maturus Finance GmbH
Die Befürchtung, dass durch die zahlreichen Staatshilfen der Corona-Jahre ein Rückstau an Pleiten entsteht, der sich entladen könnte, hat sich den Insolvenzzahlen nach bewahrheitet. Diese „Entladung“ spüren Mittelständler nun am eigenen Leib. Zudem sind Banken aufgrund der stetig steigenden Risiken gezwungen, ihre Kreditpolitik zu verschärfen und sich in Sondersituationen ihrer Firmenkunden zurückzuhalten. Das macht es mittelständischen Unternehmen nicht leicht, Sanierungsvorhaben während einer Insolvenz umzusetzen. Kooperationen mit Anbietern objektbasierter Modelle wie Asset Based Credit oder Sale & Lease Back schaffen Lösungen für Banken und KMU – auch in Krisenzeiten.
Insolvenzrisiko steigt; Restrukturierungen immer komplexer
Laut Insolvenztrend des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) (https://www.iwh-halle.de/presse/pressemitteilungen/detail/iwh-insolvenztrend-zahl-der-firmenpleiten-steigt-im-februar-deutlich/) hat die Zahl der Unternehmenspleiten im Februar 2024 einen neuen Höchstwert erreicht. Mit 1.193 Insolvenzen lag der Wert 43 % über dem vom Februar 2023 und 28 % über dem Februar-Durchschnitt vor der Corona-Pandemie. Damit wurde der letzte Rekord vom Dezember 2023 deutlich überschritten. Der Trend ist für Firmen und Finanzierer gleichsam alarmierend.
Auch die mit Insolvenzen in Zusammenhang stehenden Restrukturierungsfälle nehmen zu. Das zeigt das aktuelle Restrukturierungsbarometer (https://www.finance-magazin.de/transformation/restrukturierung/restrukturierungsfaelle-auf-rekordniveau-168341/). Demnach meldeten fast 70 % der befragten Experten der Banken im ersten Halbjahr 2023 mehr Restrukturierungsfälle – ein Rekord seit über zehn Jahren. Knapp 90 % gehen davon aus, dass der Trend anhalten wird. Zudem gestalten sich die Restrukturierungsfälle immer komplexer, Erfolge sind oftmals nicht zu erwarten. Internen Sanierungsexperten sind häufig die Hände gebunden: Das Risiko eines Fehlschlags ist zu hoch. Zudem ergibt sich bei der Finanzierung von Kunden in Schieflage meist kein Spielraum, da die Bank oft selbst ein zentraler Gläubiger ist. Das macht komplexe Restrukturierungen in der angespannten Wirtschaftslage für viele KMU zu einer großen Hürde.
Finanzierung in Sondersituationen schwierig
Banken sind derzeit generell gezwungen, sich risikoseitig anzupassen. So zeigen die Ergebnisse der Umfrage zum Kreditgeschäft (https://www.bundesbank.de/de/presse/pressenotizen/januar-ergebnisse-der-umfrage-zum-kreditgeschaeft-bank-lending-survey-in-deutschland-912842): Banken mussten zuletzt sowohl ihre Kreditrichtlinien als auch ihre -bedingungen unter anderem wegen des erhöhten Kreditrisikos im Hinblick auf die trübe Konjunktur und die gesunkene Bonität vieler Kreditnehmer straffen. Aufgrund der ohnehin bestehenden Risiken und der darüber hinaus gesunkenen Aussichten auf den Erfolg von internen Restrukturierungen stehen viele Häuser unter Druck. Sie müssen zunehmend vermeiden, neue Sanierungsfälle zu finanzieren.
Dabei existiert auch in solchen Situationen ein Hebel: Eine Möglichkeit, die für Kredithäuser mit insolventen Kunden besteht, ist die Weitervermittlung dieser an einen Partner aus der assetbasierten Finanzierung. Denn hier stehen nicht Bonität und Risiko eines Unternehmens im Fokus, sondern dessen werthaltiges Anlage- und Umlaufvermögen.
Kooperation mit alternativen Finanzierern
Viele mittelständische Unternehmenskunden verfügen über zahlreiche Assets – seien es Warenlager, Sachwerte, Immobilien, Maschinen, Anlagen oder Fahrzeuge. Werden diese nicht bereits als Sicherheiten für einen Bankkredit genutzt, können sie als Anlage- und Umlaufvermögen für assetbasierte Finanzierungsmodelle eingesetzt werden. Kredithäuser können hier Kooperationen mit Anbietern von Ansätzen wie Asset Based Credit und Sale & Lease Back eingehen, um Kunden in Sondersituationen an diese weiterzuvermitteln. Die Bank betreut ihren Kunden währenddessen ohne Unterbrechung weiter, schont ihre eigene Bilanz und sichert sich eine mögliche Provision.
Krisenbewältigung durch assetbasierte Liquidität
Mit objektbasierten Spezialkrediten wie Asset Based Credit können Unternehmenskunden ihr Anlage- und Umlaufvermögen als Sicherheit für kurz- bis mittelfristige Kredite einsetzen. So lassen sich auch in der Krise etwa Aufträge und Projekte vorfinanzieren, Warenbestände aufbauen und so das operative Geschäft sichern. Diese Art der Finanzierung ist bonitätsunabhängig und daher für Unternehmenskunden relevant, für die neue Kredite der Hausbank übergangsweise nicht infrage kommen oder bei denen es sehr schnell gehen muss. Voraussetzung für den Spezialkredit über das Anlagevermögen: Die Objekte müssen werthaltig, mobil, gängig sowie sekundärmarktfähig sein.
Vermögenswerte wie Maschinen-, Anlagen- und Fuhrparks können auch im Rahmen eines Sale & Lease Backs (SLB) genutzt werden. Hier verkaufen KMU ihre Assets für direkte Liquidität an einen Finanzierungspartner, leasen sie aber sofort wieder zurück. Die so freigewordenen Mittel ermöglichen mehr Handlungsspielraum. Das Modell schont dabei das operative Geschäft: Die Objekte verbleiben an Ort und Stelle; der Betrieb läuft wie gehabt weiter. SLB bietet assetreichen Firmenkunden Rückhalt – auch unter Anspannung.
PRAXISTIPPS
- Banken können Kooperationen mit alternativem Finanzieren eingehen, um Kunden in Sondersituationen zu helfen.
- Kunden können ununterbrochen weiter betreut werden.
- Mit einem Asset Based Credit können Firmenkunden ihr Umlauf- und Anlagevermögen finanzierungsseitig nutzen.
- Im Rahmen eines Sale & Lease Backs können Unternehmenskunden ihre Assets für frische Liquidität verkaufen und direkt zurückleasen.
Beitragsnummer: 22556