Freitag, 5. April 2024

Herausgeberinterview mit Henning Riediger

Ein Bericht ist immer die Visitenkarte des Berichtenden


Herausgeber Henning Riediger, Prüfungsleiter, Deutsche Bundesbank, im Interview mit Frank Sator, Bereichsleiter Controlling, FCH, zur Neuerscheinung MaRisk-Berichtswesen.

 

Sator: Nach dem Strategiehandbuch jetzt ein Praktikerhandbuch zum MaRisk-Berichtswesen – nach dem SOLL folgt also der SOLL-IST-Abgleich?

Riediger: Faktisch ja. Wenn ich keine objektiv überprüfbaren Ziele gesetzt habe, dann wird es in der Überwachung allerdings schwierig bzw. gar nicht möglich sein, etwas Sinnvolles zu berichten. Berichtswesen ist ein Soll-Ist-Abgleich und eben keine wertungsfreie Anzeige einer IST-Situation. Es zeigt sich wiederholt – und das gerade nach der Umstellung der Überprüfungsverfahren der Risikotragfähigkeit –, dass das MaRisk-Berichtswesen als Aufgabe betrachtet wird, welche nach dem betriebswirtschaftlichen Minimalprinzip angegangen wird.

 

Sator: Woran machen Sie das fest?

Riediger: Wenn der Bericht zu weiten Teilen einem Datenfriedhof gleicht; das bedeutet, es werden weder die Gründe für bestimmte Entwicklungen aufgezeigt noch werden angemessene Handlungsempfehlungen gegeben und erörtert. Darüber hinaus werden Ergebnisse nicht hinreichend eingeordnet oder die notwendigen Hintergründe für Steuerungs- und Überwachungsentscheidungen erläutert. Es kommt also auf eine sinnvolle Mischung aus quantitativen und qualitativen Aspekten an.

 

Sator: Wie kann man das sinnvoll lösen?

Riediger: Indem neben der reinen Geschäftsleitungssicht auch die Perspektive der weiteren Berichtsempfänger einbezogen wird, so z. B. die Sicht der Aufsichtsorgans. Es ist ja nicht nur die Schwierigkeit für die Aufsichtsräte, dass sich die Methodik der Überprüfung der Risikotragfähigkeit gravieren geändert haben, es müssen ja nun weitere Steuerungsgrößen berücksichtigt werden bzw. veränderte Volatilitäten. Es kommt also nicht darauf an, die „neue Welt“ so simpel wie möglich darzustellen, sondern in angemessener granularer Tiefe aufzuzeigen, wo sich Bewegungen ergeben. Ein gutes Beispiel ist die ökonomische Risikodeckungsmasse. Wenn man da nur das Gesamtergebnis zeigt, oder auch z. B. nur den Barwert des Zinsbuchs angibt, ohne dabei entsprechend volatile oder gegenläufige Entwicklungen innerhalb dieser Summenposition aufzuzeigen, dann ist dies ein regelmäßiger Kritikpunkt.

 

Sator: Welche Schwerpunkte werden im vorliegenden Werk gesetzt?

Riediger: Zunächst erfolgt eine grundsätzliche Befassung mit den Aufgaben und Wirkungsweisen des Berichtswesens. Dabei spielen ebenso die Datenqualität, das Format und die technische Plattform eine entscheidende Rolle. Schlüsselkontrollen im Berichtsprozess müssen die Integrität und Authentizität der Informationen sicherstellen. Nach den prozessbezogenen Themen geht es nach der Empfängersicht (für Aufsichtsräte gibt es ein eigenes Hauptkapitel) in ausgewählte Themen des Berichtswesen. Neben der klassischen Überprüfung der Risikotragfähigkeit sind die Themen Kreditrisikobericht, Risikomessung sowie Stresstests im ICAAP-Umfeld relevant. Den zweiten großen Block stellen dann die „Beauftragten-Themen“ wie Compliance, Auslagerungen und der IT-Bereich. Selbstverständlich wird der Bereich Nachhaltigkeit ebenfalls angemessen behandelt.

 

Sator: Vielen Dank für das Interview.


Beitragsnummer: 22567

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