Christian Hasenclever, Lehrbeauftragter Fakultät IV Wirtschaft und Informatik, International Corporate Finance, Hochschule Hannover, und Treasury, Asset and Liability Management (ALM), Liquiditätsrisikomanagement, Norddeutsche Landesbank (NORD/LB) Hannover
I. Einleitung
Der primäre Schritt, ESG-Risiken in der Banksteuerung angemessen zu berücksichtigen, erfolgt über eine strategische Analyse der Verwundbarkeit bzw. Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells. Die Auswirkungsanalysen zeigen, ob und wie dieses angepasst oder weiterentwickelt werden muss sowie ob ESG-Risiken in der Risikostrategie und im Risikoappetit angemessen berücksichtigt sind. Neben diese im ersten Beitragsteil[1] beschriebene strategische Analyse tritt ergänzend eine auf das einzelne Institut abgestimmte Integration der ESG-Faktoren in der operativen Liquiditäts(risiko)- und Refinanzierungssteuerung. Die aus Teil I bekannten Probleme und Herausforderungen hinsichtlich der Begriffsabgrenzung oder der Verfügbarkeit geeigneter Daten bleiben eine große Herausforderung. Industrieweite Metriken und Ansätze für die Integration von ESG-Risiken im operativen Liquiditätsrisikomanagement sind noch nicht vorhanden. Und es ist fraglich, ob diese überhaupt erreichbar sind. Insofern stellt die Integration explizit auf die institutsspezifischen Rahmenbedingungen ab. Welche Fragestellungen und Überlegungen dabei relevant sein können und beachtet werden sollten, beleuchtet dieser Beitrag. Betrachtungsschwerpunkte sind unterschiedliche Facetten einer angemessenen Risikosteuerung und die betriebswirtschaftliche und dauerhafte Refinanzierung des Geschäftsmodells.
II. ESG-Faktoren im operativen Risikomanagement
Die operative Liquiditäts(risiko)steuerung beginnt beim Zahlungsunfähigkeitsrisiko: der Ausgestaltung der Stresstests, der Festlegung eines adäquaten Überlebenshorizonts sowie der Definition des Umfangs und der Qualität des Liquiditätspuffers.
1. ESG-Faktoren erfordern einen dynamischen Risiko-Identifikationsprozess [...]
Beitragsnummer: 17088