Dr. Daniel Baumgarten, Teamleiter Risikotragfähigkeit & Kapital, Sparkasse KölnBonn
Der Dry Run als Testlauf in der Sanierungsplanung
Gemäß § 12 Abs. 1 des Sanierungs- und Abwicklungsgesetzes (SAG) haben grundsätzlich alle CRR-Kreditinstitute nach schriftlicher Aufforderung durch die Bankenaufsicht einen Sanierungsplan zu erstellen. Das Ziel des Sanierungsplans liegt darin, das Institut auf potenzielle Krisensituationen vorzubereiten und anhand von vorbereitenden Maßnahmen sowie der Beseitigung von Umsetzungshindernissen die Sanierungsfähigkeit des Instituts aus eigener Kraft sicherzustellen.
Bei der Beurteilung von Sanierungsplänen legt die nationale und europäische Bankenaufsicht großen Wert darauf, dass diese operabel sind und von den Instituten effektiv und zügig umgesetzt werden können.
Nachdem in diesem vergleichsweise neuen Thema in den letzten Jahren ein Überblick über die Sanierungspläne im Eurogebiet geschaffen werden konnte, hat die Europäische Zentralbank (EZB) aus den gewonnenen Erfahrungen bewährte Verfahren („Best Practices“) zu verschiedenen Aspekten der Sanierungsplanung aufgezeigt. Unter anderem wird durch die EZB empfohlen, eine Art Umsetzungsleitfaden für den Sanierungsplan („Playbook") zu erstellen sowie reale Testläufe („Dry Run“) durchzuführen.
Erfolgsfaktoren zur Steigerung des Nutzens eines Dry Runs
Das übergeordnete Ziel des Dry Runs ist die Verbesserung der Qualität des Sanierungsplans und der zugehörigen internen Prozesse. Die EZB hat in ihrem Report on recovery plans u. a. folgende Erfolgsfaktoren für die Durchführung eines Dry Runs herausgestellt:
- Eine klare Unterstützung des Dry-Runs durch die Geschäftsleitung, die im Vorfeld über die Planungen zur Durchführung informiert wird
- Eine klare Festlegung sowohl der Ziele des Dry-Runs als auch der zu testenden Aspekte des Sanierungsplans. Insbesondere ein erster Dry-Run sollte gemäß Empfehlungen der EZB zunächst auf Eskalations- und Entscheidungsprozesse eingegrenzt werden.
- Eine detaillierte Vorbereitung bezüglich der Szenarioannahmen zwecks Simulation einer realitätsnahen Krisensituation.
- Eine frühzeitige und klare Kommunikation, um Gerüchten vorzubeugen.
- Eine Einbindung der Revision als unabhängiger Beobachter.
- Eine zeitnahe Weiterverfolgung der identifizierten Verbesserungspotenziale und eine regelmäßige Wiederholung im regulären Aktualisierungsprozess.
Potenzial zur Verbesserung von Eskalationsprozessen abseits von Sanierungsplänen
Neben dem unbestrittenen Nutzen eines Dry Runs in der Sanierungsplanung ergibt sich auch ein hohes Potenzial bei der Unterstützung zur Verbesserung von Eskalationsprozessen in der Risikotragfähigkeit (ICAAP) und damit verbundenen Prozessen zur Überwachung von Limiten. Es bestehen jedoch auch weitere potenzielle Einsatzfelder, die bei beim Thema Dry Run nicht als erstes in den Sinn kommen, wie in der schriftlich fixierten Ordnung angewiesene anlassbezogene Überprüfungen/Aktualisierungen, bspw. der Risikoinventur, der Risikostrategie oder auch im Rahmen von Validierungshandlungen im Zuge der regelmäßigen Überprüfung der Methoden und Verfahren nach MaRisk. Hier können im Rahmen der tatsächlichen (testweisen) operativen Durchführung/Eskalation Optimierungsmöglichkeiten identifiziert und genutzt werden.
PRAXISTIPPS
- Prüfen Sie die Möglichkeit der Verbesserung von Prozessen durch realistische Testläufe.
- Beachten Sie dabei die durch die europäische Aufsicht identifizierten Erfolgsfaktoren.
- Weiten Sie den Nutzen dieses Instruments kontinuierlich weiter aus.
Beitragsnummer: 18192