Freitag, 1. Oktober 2021

Rezension: Handbuch Neu-Produkt-Prozess, 2. Auflage

Planung, Durchführung und organisatorische Verankerung von NPPs in Banken

Gottschall (Hrsg.): Handbuch Neu-Produkt-Prozess, 2. Auflage. Finanz Colloquium Heidelberg, Heidelberg, 2021.

“Alles neu macht der Mai”? Oder der NPP? – die Frage ist nicht leicht zu beantworten, denn hierzu benötigen selbst die Fachautoren dieses Werkes ganze 250 Seiten. Der Begriff des Neu-Produkt-Prozesses fand sich erstmals in den Mindestanforderungen an das Betreiben von Handelsgeschäften aus den 90er-Jahren. Nichtsdestotrotz bleibt der NPP ein Dauerbrenner. Niedrigzinsumfeld und Innovationen erfordern regelmäßig die Einführung von neuen Produkten oder gar neuen Märkten. Die Erfahrung der Aufsicht zeigt jedoch, dass dies nicht immer mit dem notwendigen Umfang und der notwendigen Tiefe (Stichwort: Avanti Dilettanti) erfolgt. Worauf muss geachtet werden? Was sind Mindestbestandteile? Wie geht man mit Schnittstellen zwischen den einzelnen Bereichen sachgerecht um?

Diese und eine Vielzahl anderer Fragen können Sie beantworten, wenn Sie die Fachaufsätze verschiedener Autoren aus Beratung, Aufsicht und Bankpraktikern erfasst haben. Dieses Werk dient der Strukturierung der aufsichtlichen Vorgaben und deren praxisbezogenen Einordnung in das Koordinatensystem des Risikomanagements. Es wird mehr als deutlich, dass eine gelebte angemessene Neu-Produkt-Kultur es den Instituten ermöglicht, erfolgreiches Handeln zu verstetigen. Denn wie im wahren Leben sollte man auch im geschäftlichen Rahmen nichts dem Zufall überlassen oder allein auf das Glück hoffen. Die Maxime lautet daher: Erfolg muss wiederholbar sein. Erst dann war ein Neu-Produkt-Prozess erfolgreich.

Anpassungsprozesse und Neu-Produkt-Prozesse sind somit Kernkomponenten eines erfolgreichen sich an die fortlaufenden Entwicklungen anpassenden Risikomanagements. Anhand zahlreicher Praxisbeispiele und Fallkonstellationen kann sich der Leser dem Thema intensiv und nachhaltig widmen, behält aber trotzdem den Überblick, denn dies gelingt durch einen strukturierten Aufbau des Buches:

Das Werk beginnt zunächst mit einer Einordnung bzw. einer Begriffsdefinition und der aufsichtlichen Bedeutung. Ausgehend von den allgemein gültigen Bankthemen orientiert sich der Schwerpunkt zusehends auf den Bereich der prozessualen Umsetzung. Folgend werden die Schnittstellen zum Risikomanagement zur Informationstechnologie detailliert und sachkundig eingeordnet und für Anwender transparent offengelegt. Im anschließenden Abschnitt wird das Vorgehen der verschiedenen Beauftragten und Funktionen (Compliance und Risikocontrolling) untersucht.

Diese Abschnitte bieten gerade für die Themenverantwortlichen in den Instituten eine Fülle an Best Practice-Hinweisen und Hilfestellungen, da nunmehr die Aspekte im Detail diskutiert werden. Abgerundet wird das Werk durch ein eigenes Kapitel, welches sich schwerpunktmäßig mit den Tätigkeiten der Internen Revision auseinandersetzt und auch hier wertvolle Tipps für die Praxis anbietet.

Henning Riediger, Prüfungsleiter im Referat Bankgeschäftliche Prüfungen, Deutsche Bundesbank, Hannover


Beitragsnummer: 18375

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