Donnerstag, 20. Januar 2022

Rezension: Handbuch zum neuen Sanierungsrecht

Sanierung in der Bank- und Unternehmenspraxis seit Inkrafttreten des StaRUG

Steffen Schneider/Florian Linkert/Justus von Buchwaldt (Hrsg.): Handbuch zum neuen Sanierungsrecht. Sanierung in der Bank- und Unternehmenspraxis seit Inkrafttreten des StaRUG. Finanz Colloquium Heidelberg, Heidelberg, 2021. 626 S., 119 €. 

Deutschland hat bis zur Corona-Krise den längsten Aufschwung seiner Geschichte hinter sich. Banken haben die letzten zehn Jahre mehr als überschaubare Bewertungsergebnisse zu verzeichnen. Bis Anfang 2022 hat auch Corona nichts an dieser Entwicklung geändert. Sanierungsfälle sind eher selten, die Abteilungen in den Banken noch lange nicht ausgelastet. Gleichwohl kann sich dies schnell ändern, zudem hat es in den letzten Jahren eher unbemerkt umfassende rechtliche Änderungen im Sanierungsrecht gegeben, die es in den Instituten zu beachten gilt.

Genau an dieser Stelle setzt der Herausgeberband von Schneider/Linkert/von Buchwaldt an. Eine stattliche Anzahl von 33 Autoren widmet sich auf 626 Seiten den aktuellen Themen des Sanierungsrechts mit Fokus StaRUG. Die Gliederung ist übersichtlich und stringent. Kapitel A betrachtet die Bankensicht und fokussiert das für Banken gültige Aufsichtsrecht. Begriffe wie NPL, Forebearance und Grundlagen der MaRisk werden beschrieben. Zudem wird das IDW S6 Gutachten analysiert. Kapitel B widmet sich mit fast 400 Seiten dem Schwerpunkt des Buches, dem StaRUG. Wichtige neue Bausteine wie z. B. Restrukturierungsplan, Restrukturierungsbeauftragter oder Stabilisierungsmaßnahmen werden beschrieben, mit Praxisbeispielen unterlegt und für Sanierungsspezialisten umfassend behandelt. Auch oft unterschätzte steuerliche Aspekte werden ausführlich behandelt. Kapitel C behandelt im Folgenden das Verfahren nach InsO. Auf ca. 50 Seiten werden die Eigenverwaltung nach SanInsFoG, Insolvenzplan und übertragende Sanierung betrachtet. Des Weiteren werden gesellschaftsrechtliche Aspekte mit analysiert. Die nächsten ca. 40 Seiten in Kapitel D befassen sich mit Neufinanzierung und Nachfolge. Hierbei wird das Finanzierungsthema unter aktuellen Covid-19-Aspekten beleuchtet. Auch das für Banken oft so wichtige Nachfolgethema wird adäquat thematisiert. Das abschließende Kapitel E behandelt auf ca. 70 Seiten die durchaus komplexen Themen der Anfechtung und Haftung mit Schwerpunkt StaRUG und InsO. Die neuen gesetzlichen Regelungen sind sowohl für betroffene Unternehmen als auch für Banken äußerst wichtig. 

Das Buch behandelt die gewählte Thematik umfassend. Anschauliche Abbildungen gerade zu Beginn (exemplarisch S. 42 ff.) helfen, die schwierige Thematik gut zu strukturieren und verständlich zu machen. Praxishinweise und Bearbeitungshilfen runden die Ausführungen ab. Vom inhaltlichen Tiefgang her gibt es an dem Werk nichts auszusetzen, 1.583 Fußnoten zeugen zudem von einer guten Literaturaufarbeitung. Demgegenüber fallen die Formalia etwas ab. Uneinheitliche Zitationsweisen, falsch oder gar nicht nummerierte Abbildungen sowie das Fehlen eines Literaturverzeichnisses sind festzuhalten. Ideal wäre zudem ein Abschlusskapitel gewesen, welches als Fazit einen Ausblick auf die Zukunft gewagt hätte. 

Gleichwohl ist das Werk gerade für Praktiker sehr gut geeignet, um als Nachschlagewerk alle Untiefen des StaRUG zu verstehen und fallbezogen umzusetzen. Es ist ihm eine weite Verbreitung in den Sanierungsabteilungen der Banken zu wünschen – auch wenn zu hoffen bleibt, dass die Anwendungshäufigkeit auch in Zukunft überschaubar bleiben wird.

Prof. Dr. Svend Reuse, Mitglied des Vorstands, Kreissparkasse Düsseldorf, Honorarprofessor an der FOM Hochschule für Oekonomie & Management.


Beitragsnummer: 19456

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