Davor Brcic, Syndikusrechtsanwalt, VR Bank Tübingen eG
Prof. Dr. Roman Jordans, LL.M. (NZ), Professor an der IU Internationale Hochschule sowie Rechtsanwalt und Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht, CBH Rechtsanwälte, Köln
I. Einleitung
Die seit langen Jahren andauernde Niedrig- bzw. Negativzinsphase steht vor dem Hintergrund der anhaltenden Inflation nunmehr vor ihrem Ende und stellt die Kreditwirtschaft dennoch vor erhebliche Herausforderungen. Zwar dürfte die früher übliche Verdienstmöglichkeit über die Zinsmarge in den kommenden Jahren wieder anziehen. Dennoch, so die Lehren aus der Niedrigzinsphase, ist das Vereinnahmen von Entgelten und das Erschließen anderer Einnahmequellen auch weiterhin für Kreditinstitute bedeutsam.
Selbst wenn sich zusehends mehr Kreditinstitute vom Verwahrentgelt abwenden und ungeachtet der anstehenden Lockerungen durch die EZB stellen sich noch zahlreiche Praxisfragen. Richtet man seinen Blick auf die im Moment bei Gerichten noch anhängigen Verfahren, wird das Thema Verwahrentgelt die Kreditwirtschaft noch in den kommenden Jahren beschäftigen. Es geht bei diesem Thema aber insbesondere darum, den Blick in die Zukunft zu richten. Vor einigen Jahren hielt es niemand für möglich, dass ein Einlagezins negativ werden kann. Aus diesem Grund gilt es für Kreditinstitute, die Lehren aus der Niedrigzinsphase zu ziehen und sich zielgerichtet auf eine etwaige „neue“ Niedrigzinsphase vorzubereiten. Vor dem Hintergrund einer instabilen geopolitischen Lage ist ein Rückfall in eine erneute Niedrigzinsphase nicht ausgeschlossen. Dies zeigt auch eindrucksvoll das Beispiel Japans, das den Leitzins bereits seit über zwanzig Jahren auf einem konstant niedrigen Niveau belässt. [...]
Beitragsnummer: 20645