Christian Hasenclever, Lehrbeauftragter Fakultät IV Wirtschaft und Informatik, International Corporate Finance, Hochschule Hannover, und Treasury, Asset and Liability Management (ALM), Liquiditätsrisikomanagement, Norddeutsche Landesbank (NORD/LB) Hannover
I. Einleitung
Ertragsdruck, Diversifikation der Risikostruktur, Bilanzstrukturziele, Erschließung neuer Ertragsquellen oder Märkte sind nur einige der betriebswirtschaftlichen Motivationen, die das Thema der Konsortialfinanzierungen in den vergangenen Jahren zunehmend attraktiv gemacht haben. Grundsätzlich lassen sich diverse Finanzierungsvorhaben als Konsortialgeschäft darstellen. Projektfinanzierungsvorhaben scheinen sich für diese Form der Kreditvergabe besonders zu eignen.
Der Beitrag stellt die Strukturmerkmale der Konsortialfinanzierungsform kurz dar und gibt einen Überblick über die Besonderheiten von Projektfinanzierungsvorhaben. Aufbauend auf dieser Begriffsabgrenzung werden unterschiedliche strategische und risikoorientierte Geschäftsziele sowie die spezifische Eignung von Projektfinanzierungen zu deren Erreichung untersucht. Im Weiteren werden einzelne, besondere Aspekte von Projektfinanzierungen im Risikomanagement (Art und Umfang der Beteiligung) untersucht und abschließend die Notwendigkeit einer erweiterten Profitabilitätsanalyse bei einer Konsortialbeteiligung diskutiert.
II. Konsortial- und Projektfinanzierungen – was verbirgt sich hinter den Begriffen?
Der Begriff Projektfinanzierung steht für eine besondere Art der strukturierten Finanzierung. Im Aufsichtsrecht findet er nur am Rande Erwähnung. Er wird vor allem betriebswirtschaftlich motiviert. Dagegen ist der Begriff des Konsortiums, seine Struktur sowie die Rechte und Pflichten der am Konsortialgeschäft Beteiligten rechtlich umfassend definiert. Das Aufsichtsrecht stellt an Konsortialfinanzierung explizite Anforderungen. Der Konsortialkredit ist eine besondere Form der Kreditvergabe.
Für die Zwecke dieses Beitrags ist es hinreichend, die Begriffe knapp und eher abstrakt zu charakterisieren. In der betrieblichen Praxis sollte dagegen eine weitergehende Beschreibung erfolgen, die klar die betriebswirtschaftlichen Zieldimensionen und die Abgrenzung zu anderen Finanzierungsformen definiert, um Projektfinanzierungen in Form der Konsortialfinanzierung im Entscheidungsprozess zielgerichtet zu beurteilen. Spezifische Ertrags- und Risikoindikatoren, die die mit dieser speziellen Form der Finanzierung verbundene Geschäfts- und Risikostrategie spiegeln, sind Voraussetzung für eine proaktive Geschäftsmodellentwicklung.
1. Wann gilt eine Kreditvergabe als Konsortialfinanzierung und welche Folgen hat dies? [...]
Beitragsnummer: 20647