Mittwoch, 27. April 2022

Herausgeberinterview mit Dominik Leichinger

Einblicke in State-of-the-Art-Ansätze der Risikomessung und Validierung

Mitherausgeber Dominik Leichinger[1] im Interview mit Frank Sator, Geschäftsführer Finanz Colloquium Heidelberg GmbH, zur Neuerscheinung „MaRisk-konforme Risikomessverfahren“.

 


Frank Sator: Herr Leichinger, zusammen mit Herrn Riediger, einem Kollegen aus der Bundesbank, haben Sie kürzlich die 2. Auflage des Buches „MaRisk-konforme Risikomessverfahren“ herausgegeben. Worin bestand Ihrer Ansicht nach der größte Aktualisierungsbedarf?

Dominik LeichingerSeit der Erstauflage aus 2013 haben sich einerseits die bankaufsichtlichen Anforderungen an die Risikomessung weiterentwickelt. So wurden die Mindestanforderungen an das Risikomanagement inzwischen zweimal novelliert, aber auch weiterführende Veröffentlichungen, wie die Aktualisierung des Risikotragfähigkeitsleitfadens aus 2018, konkretisieren aufsichtliche Anforderungen an die Risikomessung. Andererseits haben die Institute schon aus betriebswirtschaftlicher Notwendigkeit die von ihnen eingesetzten Risikomessverfahren stetig weiterentwickelt und an die Erfordernisse geschäftlicher Entwicklungen und Veränderungen angepasst. Insofern würde ich sagen, handelt es sich nicht nur um eine reine Aktualisierung der Erstauflage, sondern überwiegend um eine grundsätzliche Neuaufbereitung des Themas. Wenn Sie schon nach dem größten Aktualisierungsbedarf fragen, möchte ich gerne bei der Gelegenheit herausstellen, dass die beiden Themen Immobilienrisiken und Nachhaltigkeitsrisiken wesentliche Neuerungen darstellen, die in der Erstauflage noch nicht aufgegriffen wurden.

 

Frank Sator: Mit der Neuausrichtung der Risikotragfähigkeitskonzepte sprechen Sie ein aktuelles Thema an, das derzeit vermutlich viele Institute umtreibt, da ab nächstem Jahr die Risikotragfähigkeitsbeurteilung auf Basis der normativen und ökonomischen Perspektiven bei deutschen LSI-Instituten vorzunehmen ist. Wie detailliert wird dieses erst kürzlich von der Aufsicht kommunizierte Erfordernis bereits in Ihrem Buch reflektiert?

Dominik Leichinger: Die aufsichtlichen Anforderungen an die Risikomessung, die aus der Neuausrichtung der Risikotragfähigkeit auf eine normative und ökonomische Perspektive resultieren, werden zu Beginn des Buches ausführlich thematisiert und bereits im Kapitel zur Risikoinventur aufgegriffen. Darüber hinaus werden bei allen im Buch behandelten Risikoarten auch Hinweise zur Umstellung der Risikomessverfahren im Kontext beider Perspektiven der Risikotragfähigkeit gegeben.

 

Frank Sator: Welche Rolle spielen die von Ihnen angesprochenen neuen Inhalte zu Immobilien- und Nachhaltigkeitsrisiken in der deutschen Bankenlandschaft?

Dominik Leichinger: Bereits Ende 2019 hat die BaFin ihre Erwartungshaltung zum Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken in den Instituten über ihr veröffentlichtes Merkblatt klar zum Ausdruck gebracht. Seitdem nimmt das Thema Nachhaltigkeitsrisiko in Publikationen der Aufsicht oder anderer Normengeber immer mehr Raum ein. Denken Sie nur an die im vergangenen Jahr veröffentlichte EU-Taxonomie und die zugehörigen Technical Screening Criteria oder den im Rahmen des EBA-Aktionsplans zu nachhaltiger Finanzierung vorgenommenen Publikationen – insbesondere dem EBA-Report zum Management und zur Beaufsichtigung von Nachhaltigkeitsrisiken bei Kreditinstituten und Investment-Gesellschaften. 

Daneben gewinnt das Thema Immobilienrisiken stetig an Bedeutung. Auf der Suche nach Rendite in einem seit mehr als einer Dekade anhaltenden Niedrigzinsumfeld richten die Institute im Bereich der Eigenanlagen zunehmend ihren Blick auch auf Immobilieninvestitionen.

 

Frank Sator: Was sind Ihrer Meinung nach die wesentlichen Highlights dieses Buches, auf die sich die Leser freuen dürfen?

Dominik Leichinger: Ein besonderes Anliegen bei diesem Buchprojekt war es, das breite Spektrum der in der Praxis der Institute zum Einsatz kommenden Risikomessverfahren entsprechend aufzugreifen. Bei den Kapiteln zu den verschiedenen Risikoarten konnten Herr Riediger und ich überwiegend Autoren aus den beiden großen Verbundlagern (Genossenschaften und Sparkassen) gewinnen. Hierdurch ist es uns gelungen, Einblicke in eine Vielzahl unterschiedlicher State-of-the-Art-Ansätze im Bereich der Risikomessung in einem einzigen Buch zu bündeln. Darüber hinaus wird im Buch ausführlich der Themenbereich der Validierung behandelt. Vor dem Hintergrund der aufsichtlichen Anforderung an die Angemessenheit und vor allem die Validität von Risikomessverfahren – ein in diesem Kontext unverzichtbares Kapitel. Schließlich möchte ich auf die ausführliche Behandlung der Integration der Risikomessverfahren in die Gesamtbanksteuerung hinweisen, die sich sowohl mit der Aggregation von Risiken als auch der Allokation von Risikokapital und der Bepreisung von Risiken beschäftigt.


Frank Sator: Herr Leichinger, ich möchte mich für den interessanten Gedankenaustausch und die spannenden Einblicke in Ihr neues Buchprojekt ganz herzlich bedanken!

Dominik Leichinger: Ich bedanke mich ebenfalls für Ihre reges Interesse an der Neuauflage des Buchs über Risikomessverfahren. Bleiben Sie gesund!



[1]          Die Aussagen von Herrn Leichinger spiegeln seine persönliche Meinung wider. Eine Übereinstimmung mit der Position der Bundesbank oder einer anderen Bankenaufsichtsbehörde besteht nicht zwingend.


Beitragsnummer: 21654

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