Mittwoch, 15. Juni 2022

Geschäftsmodellanalyse auf Assetklassen-Ebene

Anlageklassen im Spannungsfeld zwischen Eigenkapitalbelastung und Rendite

Reimar Trotzki, Abteilungsleiter Gesamtbanksteuerung, Sparkasse Lörrach-Rheinfelden

I. Gesamtkapitalquoten (GKQ) unter Druck

Die Niedrigzinsphase hat viele Auswirkungen. Eine davon ist, dass die Gesamtkapitalquoten (Verhältnis Risikoaktiva zu anrechenbaren Eigenmitteln – im Folgenden GKQ) deutscher Sparkassen tendenziell unter Druck geraten. Die Ergebnisse des LSI (Less significant institutions)-Stresstest aus 2019 zeigten dies bereits auf und die Ergebnisse des LSI-Stresstest in 2022 werden mit großer Wahrscheinlichkeit kein anderes Bild darstellen. 

Die Gründe dafür sind vielschichtig: Das seit Jahren niedrige Zinsniveau in Verbindung mit negativen Zinsen im kurzfristigen Bereich der Zinskurve hat zu deutlich rückläufigen Zinsspannen und immer weiter fehlenden Erträgen aus der Fristentransformation geführt. Außerdem ist dadurch (vor allem durch das massive Eingreifen der Notenbank in den Kapitalmarkt) das Gesamt-Rendite-Niveau vieler Assetklassen in Summe gesunken. Hier seien als Beispiele die sinkenden Erträge im Spread-, aber auch im Immobilienbereich genannt. Doch nicht nur sinkende Erträge sind Grund für die Belastung in den Kapitalquoten. Auch der Zähler und somit die Risikoaktiva (RWA) werden zunehmend belastet. Deshalb haben Sparkassen zum Ausgleich der sinkenden Erträge aus dem Zinsgeschäft ihre Investitionen in Assetklassen außerhalb des Zinsbuchs erhöht. Hier insbesondere im Immobilien-, aber auch Aktienbereich. 

Weitere Assetklassen wie Infrastruktur oder auch Private Equity sind längst auf dem Vormarsch und werden immer häufiger in die bestehende Asset Allocation beigemischt. Die genannten Assetklassen haben jedoch eins gemeinsam. Sie belasten im Durchschnitt die RWA in deutlich größerem Umfang als die klassischen Anlagen im Zinsgeschäft (Kundenkredit mit Immobilienbesicherung/Pfandbrief/Staatsanleihe). Dies gilt ebenso für die Belastung in der Säule II, also dem Limit für die Risikotragfähigkeit (RTF) der Bank. Als Ausgleich können – wie erwähnt – höhere Renditen in Aussicht gestellt werden. Eine weitere Belastung der RWA in der Planung der LSIs stellt die Einführung der CRR III zum (voraussichtlich) 01.01.2025 und damit die Überarbeitung des Kreditrisikostandardansatzes dar. Die Risikogewichte vieler Assetklassen steigen dort an. Zwar werden auch Erleichterungen durch den neuen Ansatz eingeführt, doch tendenziell steigt die RWA durch die Einführung der CRR III im Durchschnitt um 10–15 % an. 

Somit wird die Gesamtkapitalquote auf beiden Seiten des Bruchs belastet: Durch steigende RWA wie auch sinkende Erträge. Es könnte der Eindruck entstehen, die Sparkassen wachsen über ihre Verhältnisse und fressen dafür ihr Eigenkapital langsam aber sicher auf. Die Gefahr besteht dann, dass die freien Eigenmittel zur Abdeckung unvorhergesehener Risikofälle aufgezehrt sind. Das Institut nimmt sich dann den Handlungsspielraum in einem eintretenden Risikoszenario risikoreichere (aber auch ertragsstarke) Assets (durch-)halten zu können und müsste somit diese Positionen als Erstes schließen.

II. Geschäftsmodellanalyse rückt in den Vordergrund [...]
Beitragsnummer: 21712

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