Dr. Thomas Kohlhase, Senior Credit Analyst, Ampega Asset management GmbH
I. Einleitung
Seit der großen globalen Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/09 mit dem Höhepunkt der Lehman Bank-Pleite war es in den letzten Jahren vergleichsweise relativ ruhig im Bankensektor geworden. Wenngleich es immer wieder Stress-Situationen gab (europäische Staatsschulden- oder Coronakrise), die jedoch keine Systemkrise des Finanzsektors mit sich brachten. Infolge der großen Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/09 ausgelöst durch ein Platzen der Immobilienblase am US-Häusermarkt haben die Aufsichtsbehörden rund um den Globus die Kapital- und Liquiditätsanforderungen für Banken drastisch verschärft (Stichwort: Basel 3).
Zudem wurde mit Implementierung der Bankenabwicklungsrichtlinie (BRRD) ein Paradigmenwechsel vollzogen. Nicht mehr der Steuerzahler sollte für Bankpleiten haften, sondern Eigentümer und insbesondere Gläubiger sollen von nun an Verlusten beteiligt werden. Und seit Einführung der BRRD (ab 2015) gab es mehrere Fälle in Europa, wo entsprechend der vorgesehenen Haftungskaskade Gläubiger an Verlusten mit beteiligt wurden. Aktuelle Bestrebungen der EU-Kommission gehen in die Richtung, dass mittlere und kleinere Banken, die in Schieflage geraten sind, noch öfters abgewickelt werden sollen. Dabei sollen laut Kommissionsvorschlag vor allem von den Banken selbst finanzierte Sicherheitsnetze, inklusive Einlagensicherungssysteme, stärker genutzt werden sollen. Eine weitere Folge der damaligen Krisenbekämpfung war ein Jahrzehnt des ultrabilligen Zentralbankgeldes und sinkender Zinsen auf der einen Seite, und steigender Vermögenspreise, speziell bei Immobilien und Wertpapieren auf der anderen Seite. [...]
Beitragsnummer: 22082