Donnerstag, 30. November 2023

KMU – Anpassungsstrategien in bewegten Zeiten

Um auf künftige Marktchancen und Risiken vorbereitet zu sein, müssen sich KMU weiterentwickeln. Banken und alternative Partner können gemeinsam unterstützen.

Carl-Jan von der Goltz, geschäftsführender Gesellschafter Maturus Finance GmbH


Laut Herbstprognose des Münchner ifo-Instituts[1] tritt die Wirtschaft derzeit auf der Stelle. Besonders die Baukonjunktur hat stark gelitten. Aber auch die Industrie ist betroffen; die Nachfrage nach Produkten des verarbeitenden Gewerbes ist rückläufig. Für die exportabhängige Branche wirkt sich dabei besonders die lahmende Weltkonjunktur aus. Außerdem blieb auch nach der relativen Stabilisierung der Energiepreise die erwartete Erholung bei energieintensiven Industrien aus.

Die Abkühlung setzt sich bis Ende des Jahres fort und betrifft fast alle Wirtschaftsbereiche. Das ifo-Institut geht für 2023 insgesamt von einem Schrumpfen des Bruttoinlandsproduktes um 0,4 % aus; die Inflationsrate liegt bei durchschnittlich sechs Prozent. Der Wind dürfte sich laut den Experten in den nächsten Jahren jedoch langsam drehen. So soll das Bruttoinlandsprodukt 2024 um 1,4 und 2025 um 1,2 % steigen. Die Inflation hingegen sinkt kommendes Jahr zunächst auf 2,6 und 2025 dann auf 1,9 %.

Doch können mittelständische Unternehmen deshalb aufatmen? Die Antwort hängt vor allem davon ab, wie gut sie auf das Kommende vorbereitet sind. Wollen KMU künftige Chancen nutzen oder für neuerliche Risiken bereit sein, müssen sie sich heute anpassen.


Wie sich Betriebe wappnen

Der offensichtlichste Anpassungsvorgang ist die Suche vieler Unternehmen nach mehr Kosteneffizienz und Resilienz. Lassen sich die bisherigen Prozesse etwa durch mehr Automation optimieren, hilft das, Preisdruck und Inflation etwas entgegenzusetzen. Tatsächliche Innovationen bleiben dabei allerdings häufig auf der Strecke. Soll der immer stärkeren Verdrängung in vielen Branchen entgangen werden, müssen sich KMU grundlegend neu aufstellen. Das heißt, Veränderungen bis hinein in die Geschäftsmodelle, Organisationsstrukturen und Angebotspaletten vorzunehmen. Verkürzt gesagt, muss alles digitaler, smarter, individueller und nachhaltiger werden. Hierzu können Mittelständler eigene Forschungs- und Entwicklungsprojekte betreiben oder sich mit Instituten sowie Start-ups zusammentun.

Ein weiterer Weg sind Unternehmenskäufe oder Fusionen. Hierüber ist einerseits eine Konsolidierung im bisherigen Stammmarkt möglich. Andererseits kann das anorganische Wachstum auch zur Diversifikation genutzt werden. Dabei erschließt sich der Betrieb neue Branchen und wird so unabhängiger vom bisherigen Kernmarkt. Gerade in stark disruptiven Sektoren wie bei den Automobilzulieferern kann dies eine Lösung sein. M&A können allerdings auch genutzt werden, um Know-how oder neue Mitarbeiter in das Stammunternehmen zu holen. So kann dem Fachkräftemangel getrotzt oder die eigene Transformation vorangetrieben werden. Kauft ein etablierter Mittelständler beispielsweise ein Start-up, das eine digitale Lösung oder ein nachhaltiges Verfahren entwickelt hat, kann der Käufer diese umgehend in sein Unternehmen integrieren. Das erhöht die Wettbewerbsfähigkeit vielmals auf einen Schlag. Anpassung heißt für manche KMU derzeit aber auch, sich grundlegend zu restrukturieren oder Sanierungsmaßnahmen einzuleiten, um fortbestehen zu können.


Woher kommt die Liquidität?

Alle genannten Ansätze erfordern Liquidität. Und gerade die Finanzierung von Zukunftsprojekten fällt Bankpartnern angesichts des derzeit hohen Risikos schwer. Etwa der Bank Lending Survey des Eurosystems oder die KfW-ifo-Kredithürde lassen seit längerem Restriktionen und Zurückhaltung erkennen. Können Banken einen Kunden inhouse nicht bedienen, muss das aber nicht das Ende der Geschäftsbeziehung bedeuten. Stattdessen kann das Haus auf einen Partner in der alternativen Finanzierung verweisen. Das verschafft KMU-Kunden eine temporäre Lösung und sichert der Bank eine risikolose Einnahmequelle über eine mögliche Provision. Objektbasierte Modelle wie Sale & Lease Back oder Asset Based Credit bieten sich hier aktuell an.


Gebrauchtmaschinen erleichtern Anpassung

Sale & Lease Back (SLB) verhilft im Rahmen einer reinen Innenfinanzierung zu frischer Liquidität. Dazu verkauft ein Betrieb werthaltige, mobile und fungible Maschinen-, Anlagen- oder Fuhrparks an einen Finanzierer und least sie unmittelbar wieder zurück. Dadurch sind die Produktionsmittel ohne Unterbrechung nutzbar. Mit SLB können stille Reserven gehoben und Liquidität, beispielsweise für Investitionen im Rahmen der Digitalisierung oder in nachhaltige Geschäftsansätze, freigemacht werden. Durch ihre Bonitätsunabhängigkeit und Geschwindigkeit unterstützt die Finanzierung auch bei größeren Veränderungsprozessen bis hin zur Restrukturierung und gerichtlichen oder außergerichtlichen Sanierung.


Finanzierung umfassend abgesichert

Für Veränderungen und erhöhte Resilienz können KMU auch einen Asset Based Credit nutzen. Dieser Spezialkredit kann in unterschiedlichen Situationen greifen. Neben dem Abfedern von Preissteigerungen im Einkauf und der Überbrückung von Umsatzflauten lassen sich damit auch Investitionen in neue Technologien oder nachhaltige Prozesse realisieren. Als M&A-Baustein oder Distressed-Finanzierung kann der kurzfristige Kredit ebenfalls eingesetzt werden. Das bietet Produktionsbetrieben, Händlern und Dienstleistern eine Lösung. Die Besicherung ist dabei über das gesamte Anlage- und Umlaufvermögen möglich: von Maschinen und Fahrzeugen über Handels- und Fertigwarenlager bis hin zu Sachwerten und Immobilien.


PRAXISTIPPS:

  • KMU müssen trotz trüber Wirtschaftslage Anpassungen an Angebot, Struktur und Geschäftsansätzen vornehmen.
  • Bankpartner werden angesichts der beständigen Unsicherheiten weiter ein verschärftes Risikomanagement fahren.
  • Können KMU-Kunden nicht direkt unterstützt werden, eignen sich Kooperationen – etwa mit Anbietern objektbasierter Modelle.

[1] https://www.ifo.de/fakten/2023-09-07/ifo-konjunkturprognose-herbst-2023-konjunktur-deutschland-kuehlt-weiter-ab


Beitragsnummer: 22392

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