Freitag, 19. Januar 2024

KMU gemeinsam zukunftsfähig machen

Hat der Mittelstand eine Zukunft? – Eine Studie zeigt die Verunsicherung in vielen KMU - Finanzierer können hier gemeinsam ein Stück Sicherheit zurückgeben

Carl-Jan von der Goltz, geschäftsführender Gesellschafter Maturus Finance GmbH

Kann der Mittelstand seine Position als Rückgrat der Wirtschaft auch in Zukunft behaupten? An welchen Stellschrauben muss hierbei für eine positive Perspektive gedreht werden? Um Antworten zu finden, hat das Beratungsunternehmen metafinanz die Studie „Wie zukunftsfähig ist der deutsche Mittelstand?“ erarbeitet. Die dazugehörige Befragung unter KMU-Führungskräften hat eine deutliche Verunsicherung der Teilnehmer offenbart. So halten lediglich 42 % den Mittelstand derzeit für zukunftsfähig. An erster Stelle der Faktoren, die zu Verunsicherung führen, steht die zunehmende Bürokratie. Themen wie Nachhaltigkeitsreportings oder das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz beschäftigen zunehmend auch kleine und mittlere Unternehmen – zunächst indirekt durch Lieferantenbeziehungen zu Konzernen und Großunternehmen. Auf Platz zwei der derzeitigen Hürden folgt mit 57 % der Fachkräftemangel. Interne Probleme werden ebenfalls genannt und lassen Weiterentwicklungsbedarf erkennen. Dazu gehören etwa eine nicht mehr zeitgemäße Führungs- und Firmenkultur, die von 36 % der Befragten beklagt wird. Technologieskepsis und fehlende Umsetzungskompetenz werden von 29 beziehungsweise 23 % der Befragten moniert.


Liquidität, um Hürden zu überwinden

Bei den künftig erwarteten Belastungen landen ebenfalls externe Faktoren wie der Fachkräftemangel oder die steigenden Energiekosten auf den oberen Rängen. Es werden allerdings auch interne Herausforderungen wie die digitale Weiterentwicklung, der Wandel zu mehr Nachhaltigkeit und Fragen der Cybersicherheit genannt. Daneben fragt die metafinanz-Studie, wo die Hauptverantwortung liegt, etwas für einen zukunftsfähigen Mittelstand zu tun. Diese sehen die meisten Befragten – 48 % – bei der Politik. Lediglich 40 % sehen die Verantwortlichkeit beim einzelnen Unternehmer. Angesichts dieser Ergebnisse mahnen die Studienmacher dazu, die Zukunft des Mittelstandes nicht anderen zu überlassen. Auf externe Faktoren bestehe letztlich kein Einfluss, aber interne Veränderungen könnten die Unternehmer sehr wohl anstoßen. Sie sollten etwa den Ausbau der Digitalisierung voranbringen, stärker auf Automatisierung setzen oder ihre Prozesse und Formen des Zusammenarbeitens modernisieren.

Allerdings erfordern solche grundsätzlichen Umstellungen und Weiterentwicklungen nicht nur Entschlossenheit und strategische Planung, sie verlangen auch Liquidität. Und hier können die Banken als traditionelle Partner des Mittelstands immer seltener entsprechende Mittel bereitstellen. Einerseits sind sie aufgrund der Basel-Regulatorik immer stärker dazu angehalten, Risiken zu vermeiden und sich auf eine optimale Bonität ihrer Kreditnehmer zu fokussieren. Andererseits sind die Häuser durch die lahmende Konjunktur, die Disruptionsvorgänge in vielen Branchen und die fortgesetzte weltpolitische Unsicherheit zu einer vorsichtigen und zurückhaltenden Vergabepolitik gezwungen. Zum Leidwesen vieler Bankberater trifft dies oft mittelständische Kunden. Das zeigt auch das jüngste Rekordhoch der KfW-ifo-Kredithürde. Dieser zufolge berichten fast 32 % der kleinen und mittleren Unternehmen von einem zurückhaltenden Agieren der Banken in Kreditverhandlungen.[1]

Allerdings müssen Bankberater ihren Kunden keine generelle Absage erteilen, auch wenn sie Zukunftsprojekte inhouse nicht direkt begleiten können. Denn im Finanzierungssektor werden alternative Ansätze mehr und mehr zur Selbstverständlichkeit. Partner aus der objektbasierten Finanzierung etwa bieten häufig pragmatische Lösungen, wenn der Hausbank die Hände gebunden sind. Verweist der Berater seinen Kunden auf einen Ansatz wie Sale & Lease Back oder Asset Based Credit, schont er nicht nur die Kundenbeziehung und unterstützt das Unternehmen auf dem Lösungsweg; er sichert seinem Haus auch eine mögliche Provision.


Zukunftsfähigkeit erhalten: objektbasierte Lösungen

Sale & Lease Back (SLB) verhilft als eine reine Innenfinanzierung zu frischer Liquidität. Dazu verkauft ein assetreicher Betrieb werthaltige, mobile und fungible Maschinen-, Anlagen- oder Fuhrparks an einen Finanzierer und least sie unmittelbar wieder zurück. Die Assets sind weiter ununterbrochen nutzbar, zudem können mit SLB stille Reserven gehoben und Liquidität freigemacht werden. Damit lassen sich Investitionen stemmen, etwa in die digitale Weiterentwicklung, eine nachhaltige Transformation oder eine verstärkte Automatisierung. Durch Bonitätsunabhängigkeit und hohe Geschwindigkeit ist SLB zudem für Restrukturierungen, Sanierungen oder Insolvenzen geeignet.

Für mehr Zukunftsfähigkeit können KMU auch durch einen Asset Based Credit sorgen. Er bietet Produktionsbetrieben, Händlern und Dienstleistern eine Lösung. Die Besicherung ist dabei über das gesamte Anlage- und Umlaufvermögen möglich: Maschinen und Fahrzeuge, Handels- und Fertigwarenlager sowie Sachwerte und Immobilien. Der Spezialkredit kann in unterschiedlichen Situationen greifen. Neben dem Einkauf oder der Überbrückung von Umsatzflauten lassen sich damit auch Investitionen in zeitgemäße Prozesse, Arbeitsmodelle und die Cybersicherheit finanzieren. Bei Neuaufstellungen im Rahmen einer Unternehmenskrise kann der kurz- bis mittelfristige Spezialkredit ebenfalls unterstützen.


PRAXISTIPPS:

  • Um zukunftsfähig zu bleiben, müssen KMU Themen wie Automatisierung, Nachhaltigkeit und moderne Prozesse angehen
  • Bankpartner sollten den Fortschrittswillen von KMU unterstützen – dabei aber ihr Risikomanagement im Auge behalten
  • Können KMU-Kunden Inhouse nicht unterstützt werden, lohnt häufig ein Verweis auf objektbasierte Modelle


[1] https://www.kfw.de/%C3%9Cber-die-KfW/Newsroom/Aktuelles/News-Details_782784.html


Beitragsnummer: 22421

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