Dienstag, 1. Oktober 2024

Transformationsfinanzierung: Spart nicht an Zukunft

Grundzüge einer nachhaltigen Banksteuerung

Laura Mervelskemper, Abteilungsleitung Strategie & Entwicklung & Timo Hülsdünker, M.A., Senior Referent Strategie & Entwicklung, GLS Bank


I. Einleitung

Im Herbst 2015 haben sich 195 Staaten in Paris dazu verpflichtet, die Erderwärmung auf 1,5 °C oder zumindest deutlich unter 2 °C zu begrenzen. Die Staaten sind aufgefordert, Maßnahmen zur Reduktion der Treibhausgasemissionen zu ergreifen. Die Europäische Union machte die Einhaltung der Pariser Klimaziele über den sog. Green Deal zu einem Kernprojekt der letzten Legislaturperiode. Die Anspielung auf den von F. D. Roosevelt initiierten New Deal zum Wiederaufbau Europas nach dem zweiten Weltkrieg scheint gut gewählt, unterstreicht er die Größe des Strukturwandels, der zur Erreichung der Pariser Klimaziele notwendig sein wird. Aktuell wird in Brüssel über Pläne diskutiert, die Ziele des Green Deals im Rahmen eines sog. Clean Industrial Deals weiter zu stärken. Es ist auf politische Programme wie den Green Deal zurückzuführen, dass die erwartete Klimaerhitzung – wenngleich nicht ausreichend – immerhin von rund 4 °C 2015 auf aktuell geschätzt 2,5 °C bis 2,9 °C gesunken ist.[1] Was vielleicht auf den ersten Blick unbequem wirken kann, sieht ganz anders aus, nimmt man eine langfristige Perspektive ein: die Stabilisierung des Klimas und der Erhalt der Umwelt ist die Grundlage einer freien Gesellschaft und damit auch jeder Wirtschaftstätigkeit.

Europa und auch Deutschland investieren massiv in die Transformation: Allein in Erneuerbare Energien wurden europaweit über 110 Mrd. € investiert, sechs Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Investitionen in den Netzausbau und Speichersysteme stiegen um 20 % auf gut 60 Mrd. €.[2] Diese Investitionen sind notwendig, um die Ziele der EU zu erreichen, Treibhausgasemissionen bis 2030 um 55 % respektive bis 2050 um 100 % zu reduzieren. Es scheint vertretbar, festzustellen: die Zukunft kann nur klimaverträglich sein.

Viele Unternehmen und Banken haben sich dieser Erkenntnis wie Notwendigkeit unterworfen und investieren massiv in die Transformation. Gleichzeitig haben einige Finanzinstitute seit Verabschiedung des Pariser Klimaabkommens im Herbst 2015 weitere 6,4 Bio. € in fossile Energien[3] investiert. Es wirkt überraschend, dass Teile einer Branche, deren Kernkompetenz die Analyse und Bewertung (langfristiger) Risiken ist, weiterhin dem Irrtum aufsitzt, fortlaufende Investitionen in Kohle, Öl und Gas würden langfristig zu einer Stärkung ihres Unternehmens oder von Wirtschaft und Finanzbranche führen.


II. Nachhaltigkeitsrisiken beeinflussen den Wert und die Nützlichkeit von Investitionen

Gleichzeitig handelt es sich bei der Entscheidung zur Finanzierung fossiler Energien nicht bloß um eine unkluge Geschäftsidee; die dadurch finanzierten Emissionen treiben die Klimaerhitzung – und mit ihr die zunehmenden Wetterextreme – weiter voran und konterkarieren die gemeinschaftlich getroffenen Ziele zur Begrenzung der Erderhitzung auf 1,5 °C. Durch ebensolche Investitionsentscheidungen steigt die Exposition gegenüber physischen und transitorischen Nachhaltigkeitsrisiken. [...]
Beitragsnummer: 22666

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