Heidi Bois, Generalbevollmächtigte, FCH AG, Heidelberg

Interviewpartnerin: Marta Zimon, Leiterin Beauftragtenwesen, Stadt-Sparkasse Solingen
Heidi Bois: Welche aktuellen regulatorischen Herausforderungen siehst du im Bereich Beauftragtenwesen und wie gehen du und dein Team damit um?
Marta Zimon: Die regulatorischen Herausforderungen im Beauftragtenwesen sind vielfältig. Mittlerweile habe ich rund 20 Jahre Erfahrung im Bereich der Regulatorik und ich sehe, dass die Taktung von neuen Regularien immer schneller wird und die Anforderungen kontinuierlich zunehmen. Das fordert viel von den Mitarbeitenden, denn etablierte Prozesse und Aufgaben sind einem permanenten Wandel unterlegen. Hinzu kommen die gestiegenen technischen Herausforderungen an die IT, die oftmals gar nicht so schnell hinterherkommt 😉.
Für mein Team und mich bedeutet das, pragmatisch vorzugehen: Wir priorisieren klar, setzen auf effiziente Prozesse und fördern eine offene Kommunikation, um alle an Bord zu halten. Wir arbeiten eng zusammen und stellen sicher, dass komplexe Anforderungen in umsetzbare Einzelschritte übersetzt werden. Konkret für die Praxis heißt das bei uns, dass es eine monatliche „Wissensrunde“ gibt. Hier tauschen wir uns zu allen anfallenden Themen aus, um Aufgaben zu erklären, zu vereinfachen oder alle Teammitglieder auf einen gemeinsamen Wissensstand zu bringen. Jede und jeder im Team muss verstehen, warum wir etwas tun (müssen) und welchen Beitrag die Person dazu leisten kann. Wichtig ist, den Überblick über die Themenvielfalt zu behalten und die Balance zwischen Pflicht und Machbarkeit zu wahren.
Heidi Bois: Welche regulatorischen Neuerungen, wie etwa die EU-Geldwäscheverordnung oder DORA, haben deiner Meinung nach besonders große Auswirkungen auf die tägliche Arbeit im Beauftragtenwesen? Wie bereitest du dein Team darauf vor, diese Anforderungen effizient umzusetzen?
Marta Zimon: Die EU-Geldwäscheverordnung und DORA stellen zweifellos erhebliche Anforderungen an die tägliche Arbeit im Beauftragtenwesen. Die Geldwäscheverordnung erfordert eine noch detailliertere Überprüfung und Meldung von Transaktionen, während DORA die Resilienz der Banken gegen Cyberrisiken in den Fokus rückt. Beide Themen bringen eine neue Dimension an Komplexität mit sich.
Mein Team bereite ich darauf vor, indem wir über die Inhalte sprechen, um das nötige Wissen aufzubauen. Zusätzlich analysieren wir regelmäßig, wie sich die Anforderungen konkret auf unsere Abläufe auswirken und versuchen, alltägliche Arbeiten stärker zu standardisieren, um Ressourcen und Zeit für neue Anforderungen freizusetzen. Wir stellen uns immer wieder die Frage: „Können wir das einfacher und schneller machen?“
Heidi Bois: Welche Eigenschaften und Fähigkeiten hältst du für besonders wichtig, um als weibliche Führungskraft in der Bankenbranche erfolgreich zu sein? Gibt es Erfahrungen, die dir geholfen haben, deinen eigenen Führungsstil zu entwickeln?
Marta Zimon: Für Führungskräfte in der Bankenbranche – ob weiblich oder männlich – halte ich Offenheit, Mut und Kommunikationsfähigkeit für essenziell.
Für mich als Führungskraft ist es entscheidend, offen für die Meinungen und Perspektiven anderer zu sein. Mit jeder Person, mit der ich zusammenarbeite, und mit jedem Gespräch lerne ich dazu, werde stärker und facettenreicher. Diese Offenheit hilft mir nicht nur, mich selbst weiterzuentwickeln, sondern auch, verschiedene Ansätze und Sichtweisen in meine Entscheidungen einfließen zu lassen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist Mut – Mut, auf die eigenen Fähigkeiten zu vertrauen und auch den Kolleginnen und Kollegen Vertrauen zu schenken. Vertrauen ist das Fundament jeder guten Zusammenarbeit. Es zu geben und es selbst auch zuzulassen sind Schlüssel für ein erfolgreiches Miteinander. Kommunikation spielt dabei eine zentrale Rolle. Ich habe gelernt, dass niemand ein Problem damit hat, ein klares „Nein“ zu hören. Viel belastender ist es, Entscheidungen unnötig hinauszuzögern. Offene und ehrliche Kommunikation schafft Klarheit und Zufriedenheit, auch wenn die Antwort nicht immer die ist, die man sich wünscht. Mein Ansatz ist: Lieber klar und direkt sein, als Dinge auf die lange Bank zu schieben – das tut weder den Menschen noch der Sache gut. Diese Prinzipien haben meinen Führungsstil nachhaltig geprägt und helfen mir, mein Team bestmöglich zu unterstützen und voranzubringen.
Heidi Bois: Welche Tipps würdest du anderen Frauen geben, die in der Bankenbranche Führungspositionen anstreben?
Marta Zimon: Unterstützt euch gegenseitig! Es ist entscheidend, dass Frauen füreinander einstehen, sich fördern und aktiv empfehlen. Oft neigen wir dazu, unsere eigenen Fähigkeiten zu unterschätzen – dabei beweisen viele Frauen jeden Tag, wie gut sie Prioritäten setzen, komplexe Themen managen und Organisationstalent zeigen. Frauen sind oft Meisterinnen darin, Beruf, Familie und viele weitere Herausforderungen gleichzeitig zu bewältigen. Diese Fähigkeiten sind gerade in Führungspositionen von unschätzbarem Wert. Nutzt sie gezielt, um eure Ziele zu erreichen und andere mit auf den Weg zu nehmen.
Sei das Vorbild, das du dir selbst immer gewünscht hast – egal auf welcher Position du bist und wohin du willst.
Investiert in euch selbst! Nur die Investition in sich selbst, die eigene Weiterbildung und persönliche Entwicklung bringt euch langfristig voran. Egal ob Schulungen, Mentoring oder die Auseinandersetzung mit neuen Themen und Personen: Dieses Engagement für euch selbst wird sich auszahlen. Wartet dabei nicht, dass euch jemand dafür die Genehmigung erteilt oder euch für Weiterbildungen vorschlägt. Hier ist ganz klar das Motto: MACHEN.
Heidi Bois: Liebe Marta, vielen Dank für die spannenden Einblicke!
Beitragsnummer: 22835