Carl-Jan von der Goltz, geschäftsführender Gesellschafter, Maturus Finance GmbH
I. Mittelständische Unternehmen brauchen Übernehmer
1. Der Druck in Sachen Nachfolge wächst
Mittelständische Betriebe bilden das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Ihre nachhaltige Führung und die Absicherung ihrer Zukunft zählen zu den zentralen Aufgaben der Unternehmer. Dazu gehört auch, den Betrieb – oft das Lebenswerk – rechtzeitig in die Hände eines geeigneten Nachfolgers zu übergeben. Denn rechtzeitige Unternehmensübergaben sind essenziell, um die gesamte Wirtschaft zu stabilisieren, wichtige Wertschöpfungsketten zu erhalten und Arbeitsplätze langfristig zu sichern. Daher bestehen laut dem „Nachfolge-Monitoring Mittelstand 2024“[1] der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) in rund 215.000 Unternehmen kurzfristige Nachfolgewünsche bis Ende 2025.
Das Thema ist dabei nicht neu: In den letzten Jahren rückte die Nachfolge immer mehr in den Vordergrund. Schließlich altert die Gesellschaft – so auch die Unternehmer. Die Mehrheit der Übergeber in Nachfolgeprozessen war laut dem gemeinsamen Nachfolgemonitor 2024[2] des VDB, von Creditreform und dem KCE KompetenzCentrum für Entrepreneurship & Mittelstand im Jahr 2023 zwischen 60 und 70 Jahren alt. Demgegenüber stehen immer weniger Menschen aus jüngeren Generationen als Nachfolger zur Verfügung. Das setzt Unternehmer, die durch den naherückenden Ruhestand ohnehin zeitlich belastet sind, zusätzlich unter Druck. Hinzu kommen die momentanen wirtschaftlichen Entwicklungen wie die Digitalisierung, die Forderung nach mehr Nachhaltigkeit und ein steigender internationaler Wettbewerb, die umfassende Anpassungsmaßnahmen von den Unternehmen verlangen. Viele Inhaber müssen ihren Betrieb strategisch neu ausrichten und konkurrenzfähiger aufstellen. Auch das kann eine Nachfolge notwendig oder sinnvoll machen, sie zugleich aber auch erschweren.
2. Die Relevanz von Unternehmensnachfolgen
Unternehmen an die nächste Generation zu übertragen, ist aus vielen Gründen wichtig. So verfügen zu verkaufende Betriebe in der Regel über etablierte Kundenstämme, Lieferketten, Partnerbeziehungen und Netzwerke sowie eingespielte Betriebsprozesse. Durch einen erfolgreichen Generationenwechsel können somit wertvolles Know-how, Arbeitsplätze und die regionale Wertschöpfung erhalten werden. Übernehmer können so auf dem Vorhandenen aufbauen und neue Ideen auf festem Boden umsetzen. Statt ein Unternehmen von Grund auf neu zu gestalten, haben Nachfolger hierdurch die Möglichkeit, Zeit, Ressourcen und Gründungskosten zu sparen. [...]
Beitragsnummer: 22892