Mittwoch, 5. März 2025

Zwischen Wandel und Zukunft: Herausforderungen im Kreditbereich

Von papierlosen Prozessen bis zu hybrider Führung – wie Digitalisierung, Regulierung und ESG-Kriterien den Arbeitsalltag in der Kreditsachbearbeitung verändern



Natascha Gangloff, Kreissparkasse Saarpfalz, im Interview mit Heidi Bois, Vorstand, FCH AG, Heidelberg

 

Heidi Bois: Wie hat sich Ihr Arbeitsalltag in den letzten Jahren verändert, insbesondere durch Digitalisierung und Regulierungen?

 

Natascha Gangloff: Die Digitalisierung hat unseren Arbeitsalltag in der Kreditsachbearbeitung grundlegend verändert. Früher waren wir stark papiergebunden; Kundenakten lagen in physischen Handakten vor, was die Bearbeitung oft aufwendig und weniger flexibel machte. In den letzten Jahren hat hier jedoch ein tiefgreifender Wandel stattgefunden: Heute arbeiten wir ausschließlich mit elektronischen Akten. So können wir in der Marktfolge wie auch die Kundenberater jederzeit und von überall auf die relevanten Unterlagen zugreifen.

Besonders in den letzten fünf Jahren sind wir in der Abteilung deutliche Veränderungen angegangen. Wir haben nicht nur Arbeitsprozesse, wie Checklisten und Vertragskontrollen, digitalisiert, sondern auch unsere Zusammenarbeit und Führungskultur an die neuen Rahmenbedingungen angepasst. Durch mobiles Arbeiten sind nicht mehr täglich alle Mitarbeitenden vor Ort, das erfordert eine neue Art der Führung. Während früher viele Themen einfach im persönlichen Gespräch auf dem Flur oder im Büro besprochen wurden, muss heute stärker auf bewusstes und strukturiertes Kommunizieren geachtet werden. Ein wichtiger Aspekt dabei ist, dass ich im direkten persönlichen Kontakt natürlich oft schneller merke, wenn ein Mitarbeiter Bedenken oder Herausforderungen hat. Am Telefon oder in virtuellen Meetings ist das nicht immer sofort ersichtlich, weshalb ich als Führungskraft noch stärker auf eine offene, proaktive Kommunikation und regelmäßige Abstimmungen setzen muss.

Auch die Zusammenarbeit im Team hat sich verändert. Wir mussten neue Wege finden, um uns effizient abzustimmen und den Austausch lebendig zu halten. Teambesprechungen finden mittlerweile fast ausschließlich hybrid statt, sodass sowohl vor Ort anwesende als auch remote arbeitende Teammitglieder optimal eingebunden werden. Die Digitalisierung hat uns also nicht nur neue Tools und Prozesse gebracht, sondern auch eine neue Art der Zusammenarbeit und Führungskultur gefordert; eine spannende Entwicklung, die uns als Team noch flexibler und zukunftsfähiger macht.

 

Heidi Bois: Warum haben Sie sich für das berufsbegleitende Studium entschieden? Haben Sie Tipps für andere, die berufsbegleitend studieren?

 

Natascha Gangloff: Ich habe bereits meinen Bachelor berufsbegleitend an der Hochschule für Finanzwirtschaft & Management abgeschlossen; diese Form hat mich in meiner Persönlichkeit gestärkt und verändert. Da das Vollzeitstudium per Fernlehre parallel zu dem Berufsalltag gestemmt werden muss, konnte ich gerade im Bereich Organisation vieles erfahren bzw. erlernen und kann dies mittlerweile zu meinen Stärken zählen. 

Außerdem ist es mir wichtig, trotz des Studiums, für meine Mitarbeiter erreichbar zu sein, dies lässt sich in Teilzeitstudiengängen schwieriger gestalten. Das heißt, ich bin Vollzeit tätig und nur an maximal zehn Arbeitstagen im Jahr aufgrund des Studiums nicht vor Ort. Die weitere Einteilung des Lernstoffes kann ich mir dann in meiner Freizeit beliebig vornehmen und sowohl an dienstliche als auch private Termine anpassen.

Insbesondere die Kalenderpflege und eine strukturierte Excel-Tabelle mit Zeit- und Modulangaben, aber auch Lernziele sind für mich unerlässlich, um effektiv und bestmöglich alle Herausforderungen des Studiums zu meistern. Es ist wichtig, von Beginn des Semesters an einen Plan zu haben, so setze ich mich kontinuierlich mit den unterschiedlichen Themen auseinander und verhindere am Ende des Semesters, gerade wenn es Richtung Klausurphase geht, eine noch größere Stresssituation.

Es lässt sich nämlich auch nicht von der Hand weisen, dass ein berufsbegleitendes Studium eine deutliche Mehrbelastung ist und man sehr viel Freizeit opfert. Ich hatte bzw. habe immer ein Ziel vor Augen. Jedes Modul und jedes Semester ist ein Schritt in die richtige Richtung, mir dessen bewusst bin ich auch kontinuierlich motiviert. Ich kann also jedem nur ans Herz legen, sich intensiv vor dem Einschreiben in einen Studiengang mit seinen Zielen und Vorstellungen auseinanderzusetzen, denn sobald der Nutzen erkennbar ist, fällt es leichter. Ich war mir bspw. 2021 nach Abschluss des Bachelors sicher, dass ich niemals den Master mache, denn ich sah zu diesem Zeitpunkt noch keinen Nutzen. Jedoch erkannte ich nach und nach verschiedene Bereiche, die mich interessierten und deren Zusammenhänge ich verstehen wollte. In 2022 habe ich bereits erste Module aus dem Masterstudiengang belegt und mich dann 2024 vollständig in den Masterstudiengang eingeschrieben.

 

Heidi Bois: Inwiefern hilft Ihnen das Studium in Ihrer aktuellen Tätigkeit? Und warum haben Sie sich gerade für die Spezialisierung „Bankenaufsicht und Bankensteuerung“ entschieden? Gibt es bereits Erkenntnisse, die Sie in Ihrer täglichen Arbeit umsetzen konnten?

 

Natascha Gangloff: Das Masterstudium ist für mich der richtige Weg, meine bisherigen Kenntnisse auf dem Gebiet der Bankbetriebslehre zu vertiefen und zu erweitern, um mich dabei meinen Zielen näher zu bringen. Die Inhalte der Spezialisierung Bankensteuerung und Bankenaufsicht stellen eine gute und sinnvolle Basis des erforderlichen Fachwissens einer Führungskraft des strategischen, mittleren bzw. Top-Managements dar und ergänzen meine eher praxisbezogenen und konträren Spezialisierungen Finanzmanagement im Mittelstand sowie Immobilienökonomie aus dem Bachelorstudiengang, aber auch meine tägliche Arbeit in der Marktfolge. Nur wenn ich verstehe, welche Risiken und Chancen in einem Institut vorhanden sind und wie diese gegenseitigen Einfluss nehmen, kann ich mich optimal in das Unternehmen einbringen.

Mir ist es wichtig, dass ich insbesondere solche Module belege, die mir dabei helfen meinen (zukünftigen) Berufsalltag bestmöglich zu bestreiten.

Die praxisnahe und sparkassenbezogene Vermittlung des Studienstoffes und die Vernetzung der Sparkassenmitarbeiter institutsübergreifend sind gerade bei der Prozessoptimierung sowie bei der täglichen Lösungssuche bei „Problemfällen“ ein nicht zu unterschätzender Vorteil.

Im Grunde bringe ich (oftmals auch unbewusst) jeden Tag Erkenntnisse und Erlerntes aus den beiden Studiengängen in meinen Alltag ein. Zum einen auf fachlicher, zum anderen aber auch auf persönlicher Basis. Jedes Modul hat seine Vorteile; insbesondere die rechtlichen Module bringen bspw. einen absoluten Mehrwert bei fachlichen Entscheidungen, die ich täglich treffen darf. In den Modulen Personal und Organisation sowie Management and Leadership habe ich mich sehr intensiv mit Change-Management auseinandergesetzt, was für eine Führungstätigkeit meiner Meinung nach unerlässlich ist.

 

Heidi Bois: Welche Rolle spielen ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) in Ihrer Arbeit?

 

Natascha Gangloff: Die Beachtung der ESG-Kriterien in meiner Arbeit als Führungskraft ist für mich unverzichtbar, da sie nicht nur die langfristige Zukunftsfähigkeit unseres Unternehmens sichern, sondern auch unsere tägliche Arbeit beeinflussen. Mit rund 35 Mitarbeitenden in zwei Abteilungen – eine davon leite ich seit fünf Jahren, die zweite seit einem Jahr – sehe ich es als meine Aufgabe, sie in den Arbeitsalltag meiner Teams zu integrieren, kontinuierlich weiterzuentwickeln und dadurch nicht nur nachhaltiges, sondern auch verantwortungsbewusstes und zukunftsorientiertes Arbeiten zu fördern.

Im Bereich Environmental haben wir, wie bereits erwähnt, in den letzten Jahren viele digitale Lösungen eingeführt, die unsere Arbeitsweise nachhaltiger machen. Nachhaltigkeit geht über die reine Digitalisierung hinaus – wir hinterfragen fortlaufend unsere Prozesse, um Ressourcen effizienter zu nutzen und umweltfreundliche Lösungen zu etablieren.

Der soziale Aspekt spielt insbesondere in der Führung meiner Teams eine große Rolle. Durch mobiles Arbeiten und hybride Meetings haben sich die Arbeitsstrukturen verändert. Ich lege großen Wert darauf, dass alle Mitarbeitenden – unabhängig vom Arbeitsort – gleich gut eingebunden sind. Dazu gehört auch, eine offene und vertrauensvolle Kommunikation zu fördern. Diversität, Chancengleichheit und eine gesunde Work-Life-Balance sind mir besonders wichtig. Ich finde es toll, wenn meine Mitarbeitenden Flexibilität aufbringen, da ist es für mich selbstverständlich, auch deren Bedürfnisse zu berücksichtigen. Ich setze mich aktiv für eine wertschätzende Arbeitskultur ein und achte darauf, dass alle Mitarbeitenden sich weiterentwickeln können.

Der Bereich Governance betrifft vor allem Transparenz, Compliance und ethisches Verhalten. Gerade in der Marktfolge arbeiten wir mit sensiblen Daten und Prozesse müssen nach klaren Vorgaben ablaufen. Daher ist es essenziell, dass wir höchsten Standards gerecht werden. Ich stelle sicher, dass unser Team nicht nur regelkonform arbeitet, sondern auch eine Kultur der Verantwortung lebt – sei es im Umgang mit Kundeninformationen, in der Einhaltung regulatorischer Vorgaben oder in der Zusammenarbeit untereinander, aber auch mit anderen Abteilungen.

 


Beitragsnummer: 22921

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