Mittwoch, 5. März 2025

Warum wir in der Finanzbranche viel mehr sichtbare Frauen brauchen


Simone Stuhler, Abteilungsleiterin Marketing, Volksbank Göppingen[1]

 

Der Zufall hat mich vor 16 Jahren in die Bankenbranche geführt. Nach meinem Studium zur Wirtschaftsingenieurin für Medienwirtschaft war ich zuvor einige Zeit im Bereich Marketing und Medien auf Agenturseite vor allem für Kunden in der Automobilbranche unterwegs.

Als junge Führungskraft in der Bank kam ich mir oft vor wie eine „exotische“ Pflanze, so ohne Bankhintergrund und vor allem als Frau zwischen Männern. Zum Glück hatte ich einen super Vorstand als Ansprechpartner und Vorgesetzten. Trotzdem: Die Lernkurve war steil. Oft hätte ich mir damals eine Mentorin gewünscht oder eine ältere Kollegin für einen Austausch.

So richtig viel verändert hat sich in Sachen „Frauen in Führung“ nicht in den fast 20 Jahren. Während über die Hälfte der Beschäftigten in den Banken Frauen sind, sieht es weiter oben in den Organigrammen meist ganz anders aus. Wenn ich auf LinkedIn Fotos von Führungsklausuren sehe, sind darauf meist nur Männer, selten ist mal eine Frau dazwischen. Oft heißt es, Frauen bewerben sich nicht auf diese Positionen.

Vielleicht sollten sich Unternehmen auch viel mehr fragen, wie sie diese Rollen für Frauen attraktiver machen können? Denn gerade Banken sollten großes Interesse daran haben, viel mehr sichtbare Frauen auch in ihren oberen Reihen zu haben. Denn dies bringt Unternehmen deutliche Vorteile:

  • Vorbildfunktion und Inspiration für nachkommende Generationen
    Frauen in Führungspositionen sind ein Vorbild für junge Kolleginnen, und fungieren als Mentorinnen und Role Models. Sie können junge Frauen darin bestärken, ebenfalls eine Führungsposition anzustreben.
    Sichtbare Frauen sind oft die Grundlage für die Besetzung diverser Führungsteams und ermutigen andere Frauen, Führungspositionen anzustreben, was langfristig zu einer gerechteren Verteilung von Macht und Einfluss führt.

  • Vielfalt stärkt Unternehmen und Wirtschaft
    Studien zeigen, dass Unternehmen mit ausgewogener Geschlechterverteilung in den Führungsteams meist wirtschaftlich erfolgreicher sind. Diverse Teams treffen bessere Entscheidungen, sind innovativer und wirtschaften langfristig erfolgreicher.

  • Bessere Entscheidungen für alle
    Frauen bringen andere Perspektiven ein, insbesondere in Branchen, die stark auf Risikomanagement und nachhaltiges Wirtschaften angewiesen sind. Vielfalt und Inklusion im Unternehmen werden gefördert. In diverse Führungsteams fließen unterschiedliche Denkweisen, Erfahrungen und Perspektiven ein. Dies führt zu kreativeren Lösungsansätzen.

  • Gesellschaftliche Gerechtigkeit und Unternehmenskultur
    Eine Wirtschaft, die auf Inklusion setzt, spiegelt die Gesellschaft wider und schöpft aus dem vollen Talentpool – anstatt Potenziale ungenutzt zu lassen. Frauen treten zudem oft für Themen ein, die der Unternehmenskultur guttun. Mit sichtbaren Frauen, vor allem in Führungsteams, wird diesen Themen meist mehr Gewicht eingeräumt.

  • Stärkung der Arbeitgebermarke
    Sichtbare Frauen steigern die Arbeitgeberattraktivität. Jedes Unternehmen wünscht sich, vakante Stellen mit Top-Kandidaten zu besetzen und viele davon sind weiblich. Unternehmen mit starken weiblichen Personen, die sichtbar sind, ziehen nachweislich mehr Talente an.

  • Kundinnen als Wirtschaftsfaktor
    Frauen machen die Hälfte unserer Bevölkerung aus und in der Bankenbranche meist auch die Hälfte der Kunden. Mehr Frauen im Management bedeutet also oft auch eine differenziertere Betrachtung von Kundeninteressen. Zudem können weibliche Vorbilder in der Finanzbranche helfen, mehr Frauen für Finanzthemen zu begeistern und somit das Thema finanzielle Bildung voranzubringen.

Unterm Strich wünsche ich mir mehr mutige Frauen, die sich auf Führungspositionen bewerben und mehr als das wünsche ich mir vor allem Banken und Vorstände, die sich trauen, Frauen in Führungspositionen zu lassen und die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen – denn an qualifizierten Kandidatinnen mangelt es nicht.

Frauen wollen und können führen – allerdings anders. Und die Vorteile für alle liegen klar auf der Hand.



[1] Simone Stuhler ist Abteilungsleiterin Marketing bei der Volksbank Göppingen und nebenberuflich selbstständig als Mentorin und Coach. Seit über 15 Jahren ist sie als Führungskraft in der Genossenschaftswelt gewohnt, sich in männlich dominierten „Räumen“ zu bewegen. New Leadership, digitale Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung sind neben allen Themen rund um Marketing ihre Herzensangelegenheiten.

 


Beitragsnummer: 22926

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