
Ein Interview mit Ann-Kathrin Suhrkamp, Leiterin Personalmanagement Sparkasse Lüneburg
Heidi Bois: Wie sieht Ihre Strategie zur Gewinnung und Bindung von Talenten in einer zunehmend digitalisierten und regulierten Bankenwelt aus?
Ann-Kathrin Suhrkamp: Die Anforderungen an Talente im Finanzsektor haben sich verändert – wir suchen nicht nur Fachkompetenz, sondern auch digitale Affinität, Anpassungsfähigkeit und Innovationsgeist. Wir setzen auf drei zentrale Säulen: erstens eine moderne Arbeitgebermarke, die sich authentisch zeigt und klare Werte vermittelt. Zweitens flexible Karrierewege, die individuelle Entwicklungsoptionen ermöglichen – sei es z. B. durch gezielte Weiterbildungen, Job-Sharing oder auch hybride Arbeitsmodelle. Drittens eine Unternehmenskultur, die Mut zur Veränderung belohnt und Mitarbeitende aktiv einbindet. Gerade in einer stark regulierten Branche sind motivierte und engagierte Mitarbeitende unser größtes Kapital.
Heidi Bois: Welche Trends und Entwicklungen sehen Sie in den nächsten Jahren für das Personalmanagement im Bankensektor?
Ann-Kathrin Suhrkamp: Drei große Trends werden das Personalmanagement aus meiner Sicht in den kommenden Jahren prägen: Erstens die Digitalisierung, die nicht nur Prozesse vereinfacht, sondern auch neue Jobprofile schafft. Zweitens die demografische Entwicklung – wir müssen gezielt auf den Fachkräftemangel reagieren, sei es durch lebenslanges Lernen oder die gezielte Integration älterer Fachkräfte. Drittens der Wandel in der Führungskultur: Hier sehe ich eine stärkere Orientierung an Vertrauen, Vernetzung und Empowerment statt an klassischen Hierarchien. Erfolgreiche Unternehmen werden diejenigen sein, die es schaffen, ihre Kultur an diese neuen Gegebenheiten anzupassen.
Heidi Bois: Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz oder Automatisierung bereits heute in Ihrem HR-Bereich?
Ann-Kathrin Suhrkamp: Aktuell setzen wir in unserem HR-Bereich noch keine umfassenden KI-Lösungen ein, aber wir beobachten die Entwicklungen genau. Besonders im Recruiting oder in der Personalentwicklung könnten KI-gestützte Tools künftig eine größere Rolle spielen – etwa bei der Automatisierung von Prozessen oder der individuellen Gestaltung von Weiterbildungsangeboten. Dennoch ist für mich klar: Technologie kann unterstützen, aber sie ersetzt keinen menschlichen Kontakt. Gerade in einer Branche wie unserer, in der Vertrauen und Beziehungen essenziell sind, wird der persönliche Austausch immer im Mittelpunkt stehen.
Heidi Bois: Welche Rolle spielen ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) in Ihrer Personalstrategie, insbesondere im Bereich Gender & Diversity?
Ann-Kathrin Suhrkamp: Nachhaltigkeit im Personalmanagement bedeutet für uns nicht nur ökologische Verantwortung, sondern auch soziale und unternehmerische Verantwortung. Diversität ist dabei ein entscheidender Faktor – Unternehmen, die vielfältige Teams aufbauen, sind nachweislich erfolgreicher. Unser Fokus liegt darauf, Diversität nicht nur als Pflichtaufgabe zu betrachten, sondern aktiv zu gestalten. Wir setzen auf transparente Karrierepfade, gezielte Netzwerke und Programme, die Frauen in Führungspositionen fördern. Gleichzeitig stellen wir sicher, dass unsere Vergütungsstrukturen fair und geschlechtergerecht sind. ESG ist für uns keine Option, sondern eine Notwendigkeit, um zukunftsfähig zu bleiben.
Heidi Bois: Liebe Frau Suhrkamp, herzlichen Dank für das spannende Gespräch und die wertvollen Einblicke. Es ist sehr inspirierend zu sehen, wie Sie den Herausforderungen begegnen und mit innovativen Strategien die Zukunft gestalten. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg!
Beitragsnummer: 22929