Donnerstag, 13. März 2025

Interview mit Dorit Detzel

Anführerin eines Löwenrudels: Fördert und fordert ihre Mitarbeiter und steht, je nach Situation, vor oder hinter all ihren Kolleginnen und Kollegen

Dorit Detzel, Direktorin Corporate Finance und Geschäftsführerin Chancenkapital BC GmbH, Kreissparkasse Biberach

 

Kristin Viereck: Liebe Frau Detzel, als ich Sie bezüglich eines Interviews angeschrieben habe, hatte ich das Gefühl, dass Sie sofort Feuer und Flamme für das Thema waren, obwohl Sie die BankHer bis dahin noch nicht kannten. Woher kommt die Begeisterung für das Thema?

 

Dorit Detzel: Frauen in einer Vorstandsposition einer Bank sind leider immer noch recht selten. Bei zwei bis drei Vorständen im Durchschnitt sieht man i. d. R. noch keine Frau. Das ist ein trauriges Bild. Auch in anderen Ämtern. Es ist mir sehr wichtig, dies zu unterstützen, dass mehr Frauen bis hin zum Vorstand aufrücken.

In der Akademie Stuttgart habe ich bei Dr. Martina Schott und Hannah Fearns hierzu auch eine Seminarreihe speziell für Frauen in Führung besucht. Insbesondere Frau Dr. Schott coacht Frauen zum Thema richtige Kommunikation zwischen Frau und Mann bzw. wie können wir vermeiden, aneinander vorbeizureden?

Mit dem Impuls aus dieser Seminarreihe heraus habe ich Anfang 2018 die erste Veranstaltung „Women Only“ mit Dr. Schott als Referentin in unserem Hause auf die Beine gestellt. Seinerzeit gab es viele Skeptiker/Kritiker, darunter auch viele Frauen. Die Veranstaltung war ein voller Erfolg.

Mit Dr. Schott wird am 25. und 26.03. wieder ein Inhouse-Seminar für unsere Damen stattfinden: „Eine Reise in die Männerwelt und wie finde ich mich zurecht“. Solch ein Seminar bieten wir ca. alle zwei Jahre für 12–15 neue weibliche Führungs- oder Fachkräfte an, die in Männer-lastigen Bereichen tätig sind.

 

Kristin Viereck: Was hat Sie motiviert und treibt Sie an, weibliche Fach- und Führungskräfte zu unterstützen?

 

Dorit Detzel: Vor ca. 30 Jahren, mit Anfang 20 war ich damals eine der jüngsten Führungskräfte bei meinem damaligen Arbeitgeber und verantwortete rund 20 Mitarbeitende.

Er hat dies über einen festen Zeitraum mit vielen tollen Seminaren unterstützt. Mit meiner Führungsverantwortung setze ich mich heute für viele junge Frauen als Juniornachwuchskraft ein, um ihnen gute Aufstiegschancen zu ermöglichen. Am liebsten würde ich in einem Team mit lauter Damen arbeiten. Ich habe aber natürlich nichts gegen Männer und komme gut mit ihnen klar. Aber meine Damen kommen eben wirklich gut bei den Kunden an.

 

Kristin Viereck: Erzählen Sie uns etwas über Ihren Werdegang, wie Sie an die Stelle einer Führungskraft gekommen sind?

 

Dorit Detzel: Ich habe eine normale Bank-Ausbildung bei der Bayrischen Hypotheken- und Wechselbank AG gemacht und wurde noch vor Beendigung meiner Prüfung vorzeitig übernommen. Ich habe in der Privatkundenberatung begonnen und als sich meine damalige Vorgesetzte beruflich umorientierte, hatte ich Glück, dass kein älterer adäquater Mitarbeitender vorhanden war, um die Stelle zu besetzen. Somit bekam ich die Position in einem sehr jungen Alter. Ich durchlief über zwei Jahre eine dezidierte Führungsausbildung mit Blockseminaren in einer festen Gruppe mit Hausaufgaben etc.

Von der Privatkundenbetreuung wechselte ich frühzeitig ins Kreditgeschäft, um dieses von der Pike auf zu lernen, um so weitere wichtige Bereiche abdecken zu können.

In den 90er Jahren ging ich nach Berlin und war am „Aufbau Ost“ beteiligt, u. a. auch zuständig für VIP-Betreuung im gewerblichen Immobiliengeschäft.

Ich habe drei Kinder und schloss nebenberuflich ein BWL-Studium an der VWA Ravensburg erfolgreich ab.

Zur Kreissparkasse Biberach bin ich im Rahmen eines Wohnortwechsel vor 20 Jahren gekommen. Nach einer Blindbewerbung konnte ich bereits mit meinem damaligen Chef und ausgesuchten Kollegen die Corporate Finance-Abteilung (seinerzeit noch mit 60 % Arbeitsumfang), mit aufbauen. Nach vielen Jahren in der Unternehmenskundenbetreuung mit Führungsaufgaben habe ich 2018 die Corporate Finance Abteilung inklusive Geschäftsführung bei der Beteiligungsgesellschaft Chancenkapital BC GmbH von meinem früheren Chef übernommen und von ca. 11 auf heute 17 Stellen ausgebaut.

 

Kristin Viereck: Wie haben Sie das Berufsleben nach Ihrer Rückkehr mit drei Kindern erlebt? Wurden Ihnen Steine in den Weg gelegt?

 

Dorit Detzel: Sehr intensiv habe ich diese Zeit erlebt. Meine Kinder sind heute zwischen 27 und 30 Jahre alt, also alle recht dicht beieinander. Damals gab es keine Betreuung für Kleinstkinder. Da musste alles über die Familie, u. a. Omas, organisiert werden. Da beneide ich die Mütter heute und unterstütze diese auch.

 

Kristin Viereck: Wo sehen Sie die größten Unterschiede zwischen Ihnen und einer typischen männlichen Führungskraft auch mit Blick auf das Thema Rückkehr aus der Elternzeit/veränderte Lebensumstände und einer möglichen Aufstockung nach gewisser Zeit?

 

Dorit Detzel: Der gravierende Unterschied ist: Männer verkennen dies häufig. Es wäre eine Schande, die sehr gut ausgebildeten Damen nicht wieder z. B. zu 50 % einzustellen, wenn sie aus der Elternzeit zurückkommen. Die sind so engagiert und motiviert. Es ist alles eine Organisationsfrage und das können die Mütter perfekt.

Was natürlich immer ein Thema ist, ist die Stundenzahl mit Blick auf die Aufstockwünsche der Teilzeitkräfte und den genehmigten Mitarbeiterkapazitäten. Wenn ich als Führungskraft für meine Mitarbeiter einstehe und entsprechend sachlich und freundlich argumentiere, ist aber vieles machbar. Wichtig ist, die Vernetzung und der Austausch im Haus, besonders zur Personalabteilung. Dann können diese in Ausnahmefällen auch Überkapazitäten genehmigen. Selbstverständlich würde ich dies auch für die Herren in Teilzeit machen.

 

Kristin Viereck: Wie motivieren und fördern Sie Ihre Damen im Team? Gibt es hier etwas, was Sie im Vergleich zu Ihren Herren bewusst anders machen?

 

Dorit Detzel: Allerdings. Frauen meinen immer, dass sie nur Dinge bewerkstelligen können, wenn sie zu 150 % alles wissen. Sie trauen sich oft zu wenig zu. Männer sind anders gestrickt. Sie probieren mehr aus. Haben vor dem Versagen weniger Angst. Hier gilt es, das Selbstvertrauen zu stärken und zu motivieren, auch mal mit weniger als 100 % Wissen etwas zu wagen. Man lernt und wächst mit seinen Aufgaben. Niemand ist perfekt. Lasse Fehler zu. Vielleicht gibt es deshalb so wenige Vorständinnen, weil sie sich die Aufgabe nicht zutrauen.

 

Kristin Viereck: Wie würden Sie sich als Führungskraft – bildlich gesprochen – beschreiben, wenn Sie z. B. ein Tier oder eine Pflanze wären? 

 

Dorit Detzel: Anführerin eines Löwenrudels – steht für alle ein. Steht je nach Situation vor dem Rudel oder dahinter. Ist entscheidungsfreudig und schnell. Fördert und fordert die Mitarbeitenden, insbesondere die jungen Kolleginnen und Kollegen. Empathie, Pragmatismus und offener Austausch sind sehr wichtig. Der Blick gilt sowohl dem Rudel als auch dem Individuum. Sehr gute Netzwerkerin. Wichtiger Puffer zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitenden.

 

 

 


Beitragsnummer: 22935

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