Mittwoch, 17. Juni 2020

Drei, zwei, eins, meins - Risikofälle abwickeln

Dingliche Kreditsicherheiten lassen sich leichter abwickeln, wenn Finanzinstitute schnell umzusetzende Notfallpläne vorbereitet haben.

Frank Schottenheim, Director, Financial Institutions, Risikomanagement, PS Team GmbH

 

I. Anstieg der Insolvenzen um 25 %

Wenn es um Risikomanagement geht, hat die Stimme der Coface-Gruppe Gewicht, denn Gefahren zu antizipieren und zu analysieren, gehört zum Kerngeschäft des weltweit führenden Kreditversicherers. Die Experten schätzen die Folgen der Corona-Pandemie als verheerend ein. Von einem „doppelten Schock“ ist die Rede, der Angebot und Nachfrage betrifft[1]. Unternehmensinsolvenzen, so die Prognose, steigen 2020 um 25 %. Für Finanzinstitute wird es gefährlich: „Das Kreditrisiko der Unternehmen wird selbst in einem „Best-Case“-Szenario, bei dem die Wirtschaftstätigkeit im dritten Quartal des Jahres allmählich wieder aufgenommen wird und es in der zweiten Hälfte des Jahres 2020 keine zweite Welle der Coronavirus-Epidemie gibt, sehr hoch sein.“[2] Mit einem Plus von elf Prozent soll Deutschland noch vergleichsweise glimpflich davonkommen.

 

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Unternehmen können nicht produzieren, weil ihnen krankheits- oder präventionsbedingt die Mitarbeiter fehlen und Lieferketten unterbrochen sind. Verbraucher sind durch den Shutdown eingeschränkt und verschieben oder streichen größere Anschaffungen, da Einkünfte wegfallen beziehungsweise unsicher geworden sind. „Langlebige Verbrauchsgüter wie Fahrzeuge werden wahrscheinlich zu den am stärksten von diesem Schock betroffenen Waren zählen“, so der Kreditversicherer. Autobanken und andere Einkaufsfinanzierer, eine wichtige Kundengruppe von PS Team, werden die Auswirkungen des Nachfragerückgangs über ihre Kunden zu spüren bekommen. Schon heute suchen Kreditnehmer – auch aus anderen Branchen – das Gespräch mit ihrer Bank oder Leasinggesellschaft, um Stundungen zu vereinbaren. Zahlungsausfälle häufen sich bereits. Im Gegenzug bereiten sich die Finanzinstitute auf Risikofälle vor und wenden sich an ihre bewährten Prozessdienstleister, um verschiedene Szenarien durchzuspielen und Maßnahmen festzuzurren.

 

II. PS BackUp: Was Kreditgeber jetzt noch tun können

In der kritischen Gesamtsituation bereitet den Kreditgebern vor allem die Abwicklung der dinglichen Kreditsicherheiten Kopfzerbrechen. Sie sind gefordert, nicht nur Fahrzeuge, sondern auch mobile Maschinen und Anlagen physisch in Besitz zu nehmen – und das mitunter in unübersichtlichen Gesamtlagen. Bereits in der Vergangenheit hat sich in diesen Phasen für Teilprozesse das Outsourcing bewährt. So schonen die Finanzinstitute ihre Ressourcen und belasten die Geschäftsbeziehungen nicht, sodass Kreditgeber und -nehmer in entspannteren Tagen an vergangene gute Zeiten anknüpfen können.

 

1. Sicherheitskonzept für Fahrzeuge

Ob ein Fahrzeug im Sinne des Kreditgebers ausgesteuert wird, entscheidet sich nicht auf dem Hof, sondern anhand der Datenlage. Ein Großteil der Banken und Leasinggesellschaften hat das Dokumentenmanagement an PS Team ausgelagert. In den Tresorräumen sind die Fahrzeugdokumente, Ersatzschlüssel und weiteres Zubehör sicher verwahrt. Wenn PS Team die Unterlagen entgegennimmt, werden sie geprüft und digital als Bildmarken erfasst. Ab diesem Zeitpunkt können berechtigte Prozessbeteiligte sie über webbasierte Softwaresysteme als Datensatz einsehen. Am Ende der Laufzeit übernimmt PS Team die Abmeldung der Fahrzeuge. Nicht selten beauftragen Finanzdienstleister auch die Fakturierung an Fahrzeugkäufer. Analog zur Einlagerung bei der Einsteuerung gehört der Versand der Dokumente und Schlüssel zur Aussteuerung. Über eigene Vergabeplattformen sowie einen großen Dienstleisterpool organisiert PS Team außerdem häufig die Überführung auf eigener oder fremder Achse.

 

2. Sicherheitskonzept für Maschinen und mobile Anlagen

Da bewegliche Assets wie Land- und Baumaschinen genau wie Pkw, Lkw und Busse verschwinden können, hat PS Team für ihren Schutz eigene Konzepte entwickelt. Anders als bei Fahrzeugen liegt das Augenmerk dabei stärker auf der Begutachtung, entscheidet doch der Zustand eines Assets maßgeblich über seinen Wert. Wer jemals in die Verlegenheit gekommen ist, sich ein realistisches Bild vom Zustand eines Industrieguts machen und daraus Schlüsse über seinen Wert ziehen zu müssen, dürfte einen Heidenrespekt vor dieser anspruchsvollen Aufgabe haben. Es kann nur davor gewarnt werden, diesen Schritt der Sicherheitsbeurteilung auf die leichte Schulter zu nehmen. Das beherzigt PS Team, indem es zwar die Begutachtungen koordiniert, im Einzelfall jedoch mit verschiedenen Experten zusammenarbeitet, die die Objekte gewissenhaft und mit großem Sachverstand prüfen. Auf diesem Weg konnte das Leistungsspektrum auch auf stationäre Maschinen ausgedehnt werden. Wie bei den Fahrzeugen setzt die umsichtige Abwicklung von Risikofällen beim Dokumentenmanagement an. Identifizierende Merkmale sowie sämtliche Informationen über den Zustand des Objekts – inklusive Bildern und Videosequenzen – werden geprüft und digital erfasst sowie in die entsprechenden Datenpools eingespeist. Nicht nur Zustände zu einem bestimmten Zeitpunkt, sondern auch Eigentumsübergänge sind sauber dokumentiert. Schließlich enthält das Leistungsspektrum auch die Organisation der Logistik.

 

III. Die Abwicklung von Risikofällen bleibt Teamarbeit

Auch wenn das Kind bereits auf dem Brunnenrand balanciert, sind PS-BackUp-Services noch anschlussfähig, da Dokumenten vielfach bei PS Team eingelagert und Objektdaten häufig zumindest zum Teil vorhanden sind. Anders als bei klassischen – digital gestützten – Dienstleistungen wie etwa dem reinen Dokumentenmanagement oder -versand sowie der Bestandsprüfung kann die Abwicklung von Risikofällen allerdings niemals zu hundert Prozent ausgelagert werden. Jede Eskalationsstufe muss individuell besprochen werden, allein schon, weil der Kundenwert des Kreditnehmers nur vom Finanzinstitut realistisch eingeschätzt werden kann. Um einzelne Schritte wie die Überführung von Fahrzeugen oder den Transport von Maschinen zu organisieren, sind Dienstleister darauf angewiesen, dass die Bank oder Leasinggesellschaft zuvor das Einverständnis ihres Kunden dazu eingeholt hat. Wenn es stressig wird, sollten operativen Maßnahmen im allgemeinen Interesse mit dem nötigen Maß an Fingerspitzengefühl kommuniziert werden.

 

IV. Der beste Ort fürs Sicherheitskonzept: die Schublade

Bereits in der Finanzkrise 2008/2009 war festzustellen, dass es für die Abwicklung von Risikofällen keinen Masterplan gibt. Vielmehr ist es notwendig und lohnt die Mühe durchaus, sich in guten Zeiten bezogen auf das eigene Geschäftsfeld – möglicherweise sogar mit Blick auf einzelne Kunden oder Kundengruppen – Gedanken über den Worst Case zu machen: Der eigentlich Kern von PS BackUp liegt in der Prävention. Dazu schnüren die PS-Team-Experten individuelle Maßnahmenpakete zum Schutz von Objektsicherheiten. Ablaufpläne beschreiben detailliert, wie die einzelnen Schritte ineinandergreifen, und lassen sich im Ernstfall aus der Schublade ziehen und ohne Zeitverzug umsetzen.

 

Jeder wünscht sich, die Schublade mit dem Sicherheitskonzept niemals öffnen zu müssen, doch zeigt sich in diesen Tagen, wie gefährlich es werden kann, keines zu haben. Improvisierte Ad-hoc-Aktionen können immer als letztes Mittel dienen, binden aber mehr kostenintensive Ressourcen und bergen Fehlerquellen. Aus dieser Perspektive werden die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie zu einem Stresstest für das Risikomanagement von Kreditgebern und bieten eine Gelegenheit, beim Schutz dinglicher Sicherheiten nachzulegen – ein Weckruf, der nicht überhört werden sollte.

 

PRAXISTIPPS

  • Binden Sie bei der Abwicklung von Risikofällen externe Spezialisten ein, machen Sie sich aber auch klar, dass ein Outsourcing in diesem Bereich niemals zu 100 % gelingen kann!
  • Lassen Sie beim Schutz von finanzierten Objekten nicht das Dokumenten- und Datenmanagement außer Acht!
  • Nutzen Sie die Gelegenheit, Ihr Risikomanagement auf Schwachstellen zu überprüfen und es wasserdicht zu machen!
  • Entwickeln Sie einen umfassenden Maßnahmenkatalog, den Sie bei einem drohenden Verlust von Sicherungseigentum ohne Zeitverzug umsetzen können!

 

PS BackUP – Leistungen im Überblick

  • Präventive Beratung sowie Entwicklung individueller Maßnahmenkataloge für Risikofälle 
  • Verwahrung von Fahrzeugdokumenten und Schlüsseln treuhänderisch mit Zug-um-Zug-Organisation 
  • Entgegennahme, Prüfung und systemseitige Hinterlegung von Maschinendaten sowie Dokumentenverwahrung und -management 
  • Sicherstellung der Abholbereitschaft von Fahrzeugen 
  • Organisation des Fahrzeugtransports auf eigener oder fremder Achse (nach erfolgter Abstimmung zwischen Kreditnehmer und Bank beziehungsweise Leasinggesellschaft) 
  • Begutachtung und Bewertung von Fahrzeugen und mobilen Maschinen und Anlagen; Begutachtung und Bewertung stationärer Maschinen über Partner 
  • Saubere Abgrenzung und Dokumentation von Eigentumsübergängen sowie Zustand der Objekte über Protokollier-App 
  • Abmeldung von Fahrzeugen

Beitragsnummer: 8950

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