Bedeutsamste finanzielle Kennzahlen und besonders wichtige Prüfungssachverhalte als neue Bausteine bei der Abschlussanalyse
Wolfgang Weigel, Referent IFRS-Bilanzanalyse, WP/StBNeue Bausteine bei der Abschlussanalyse
Ausgangspunkt der Abschlussanalyse sind die Kenntnisse über das Unternehmen und die Branche sowie die Erwartungen an den Abschluss, welche sich aus dem Geschäftsmodell und der Unternehmensstrategie ergeben. Besonders zu beachten sind dabei seit 2013 die vom Management festgelegten bedeutsamsten finanziellen (und nicht-finanziellen) Leistungsindikatoren (key performance indicators) und seit 2017 die vom Abschlussprüfer bestimmten besonders wichtigen Prüfungssachverhalte (key audit matters). Sowohl bei der Festlegung der Leistungsindikatoren als auch bei der Bestimmung der besonders wichtigen Prüfungssachverhalte sind die rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die Branchenspezifika und Besonderheiten des zu analysierenden Unternehmens bzw. Konzerns zu beachten:

Abbildung: Grundlage der Bilanzanalyse
Bedeutsamste finanzielle Leistungsindikatoren
Die Bestimmung der finanziellen Leistungsindikatoren, die in die Analyse des Geschäftsverlaufs und die Lage der Gesellschaft/des Konzerns einzubeziehen sind, folgt dem Management Approach. Die finanziellen Leistungsindikatoren sind zu prognostizieren, wesentliche Abweichungen aus dem Prognose-Ist-Vergleich sind darzustellen und zu erläutern. Eine Analyse der (Konzern)Abschlüsse der größten deutschen Kreditinstitute (von der Europäischen Zentralbank beaufsichtigte Institute und die – gemessen an der Bilanzsumme – 20 größten Kreditinstitut, die nicht direkt von der Europäischen Zentralbank beaufsichtigt werden) zum 31.12.2017 ergab, dass die Aufwand-Ertrag-Relation (17 Nennungen bei 26 Bankabschlüssen), das Ergebnis vor/nach Steuern (16 Nennungen), die Eigenkapitalrendite vor/nach Steuern (14 Nennungen), die harte Kernkapitalquote (13 Nennungen) und das Neugeschäft bzw. die Anzahl der Neukunden (9 Nennungen) dominieren. Die in die Analyse einbezogenen Institute führten im Durchschnitt sechs finanzielle Leistungsindikatoren auf.
SEMINARTIPPS
Analyse der zukünftigen Kapitaldienstfähigkeit, 20.11.2018, Köln.
Analyse von Bankbilanzen, 27.11.2018, Köln.
Analyse von IFRS-Kundenbilanzen, 05.–06.12.2018, Frankfurt/M.
Quick-Check-Analyse für Kundenbilanzen, 08.04.2019, Köln.
Besonders wichtige PrüfungssachverhalteDie Abschlussprüfer von Unternehmen von öffentlichem Interesse haben bei der Prüfung zum 31.12.2017 erstmals die besonders wichtigen Prüfungssachverhalte darzustellen, wodurch die Aussagekraft des Bestätigungsvermerks gesteigert werden soll.
Auswahlkriterien sind erhöhte Fehlerrisiken, erhebliche Ermessensspielräume oder Schätzunsicherheiten des Managements, wesentliche Geschäftsvorfälle oder Ereignisse im abgelaufenen Geschäftsjahr, bedeutsame Änderungen des Rechnungslegungsprozesses, bilanzpolitische Maßnahmen und Sachverhalte, bei denen Spezialisten hinzugezogen werden müssen. Die Abschlussprüfer der in die o. a. Stichprobe einbezogenen Kreditinstitute berichteten bei den Konzernabschlussprüfungen über durchschnittlich 3,3 und bei den Jahresabschlüssen über 2,5 besonders wichtige Prüfungssachverhalte. Thematisch dominierten die Themenbereiche Kreditgeschäft (Risikovorsorge), Rückstellungen (Rechtsrisiken, Restrukturierungen und Prozessrisiken), Konzern/Anteilsbesitz, Prozessthemen und die Ermittlung des beizulegenden Zeitwerts bzw. fair value.
PRAXISTIPPS
- Die Kennzahlenanalyse erfordert neben einer Betrachtung im Zeitablauf insbesondere die Auswahl der richtigen Peergroup. Zu den vom Analysten zu würdigenden Informationen sind in 2013 die bedeutsamsten finanziellen (und nichtfinanziellen) Kennzahlen und in 2017 die besonders wichtigen Prüfungssachverhalte hinzugekommen.
- Finanzielle Leistungsindikatoren sind vom Management in die Analyse des Geschäftsverlaufs und die Lage der Gesellschaft einzubeziehen. Sie sind zu prognostizieren, aus dem Prognose-Ist-Vergleich resultierende wesentliche Abweichungen sind darzustellen und zu erläutern.
- Auswahlkriterien des Abschlussprüfers für die Bestimmung der besonders wichtigen Prüfungssachverhalte sind insbesondere erhöhte Fehlerrisiken, erhebliche Ermessensspielräume oder Schätzunsicherheiten des Managements sowie bilanzpolitische Maßnahmen.
Beitragsnummer: 915