Montag, 25. Oktober 2021

Wer finanziert die Transformation des Mittelstands?

Kooperationen zwischen Banken und alternativen Finanzierern bieten neue Lösungsansätze


Carl-Jan von der Goltz, geschäftsführender Gesellschafter Maturus Finance


Für den deutschen Mittelstand kann es derzeit eigentlich nur eine Richtung geben: Die der Weiterentwicklung und Transformation. Doch der Wandel fällt oft schwer, da die Pandemie bei vielen Unternehmen wirtschaftliche Spuren hinterlassen hat. Entsprechend sind die Risiken gestiegen – Banken sind gezwungen, vorsichtiger zu agieren. Neben verschärfter Kreditpolitik kann aber auch die Zusammenarbeit mit externen Spezialisten ein aussichtsreicher Weg sein: Objektbasierte Finanzierungen wie Asset Based Credit und Sale & Lease Back schaffen Lösungen in Zeiten des Wandels.


I. Zwischen Transformation und Krise

1. Digitalisierung als Haupttreiber

Die Corona-Pandemie hat die Vorzeichen verändert. Der Strukturwandel geht deutlich beschleunigt in die nächste Runde. Konnte sich das ein oder andere Unternehmen vor der Krise noch eine mehr oder weniger zögerliche Haltung bei dem Thema erlauben, geht dies aktuell kaum noch. Die Pandemie hat die Digitalisierung als wichtigsten Treiber der Transformation noch einmal hervorgehoben – auch 73 % der Top-Manager aus der Atreus-Studie „Restrukturierung und Transformation 2021“[1] sehen den digitalen Wandel hier in der Hauptrolle. Nach Meinung von 67 % der über 1.300 Befragten beschleunigten aber auch Innovationsdruck bei Produkten, Services sowie Prozessen den Wandel. Mit 58 % stehen Klimawandel und Nachhaltigkeit an dritter Stelle der Transformationstreiber.

Beim Thema Digitalisierung allerdings werden schnell die Herausforderungen deutlich: 43 % der Führungspersonen sehen hier große Defizite, auch wenn bereits aussichtreiche Initiativen gestartet wurden. 32 % der Befragten betrachten die Lage weniger differenziert. Für sie ist Deutschland gegenüber Ländern wie China oder den USA bereits abgehängt. Selbst wer diese pessimistische Sicht nicht teilt, wird eingestehen müssen, dass technologischer Stand, Qualifizierung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Infrastruktur die Wirtschaft und Politik weiterhin vor komplexe Aufgaben stellen werden.


2. Wandel und Branche

Verschiedene Branchen sind unterschiedlich stark vom derzeitigen Wandel betroffen. Den höchsten Transformationsbedarf sehen die Umfrageteilnehmenden im Automotive-Sektor. Knapp 80 % der Teilnehmer und Teilnehmerinnen erkennen hier einen „hohen“ oder „sehr hohen“ Bedarf. Die Entwicklung hin zur emissionsfreien, volldigitalen und autonomen Mobilität beträfe laut den Studienmacherinnen und -machern alle Branchenteilnehmer. Der Absatz von Autos werde auf längere Sicht zurückgehen und es werde zu einer Marktbereinigung bei den Zulieferern kommen. Hier müsse gegengesteuert werden.

Das wichtigste Mittel, um den unternehmerischen Wandel zu beschleunigen, sehen die Befragten der Atreus-Studie mit 69 % in der technologischen Weiterentwicklung. Dicht darauf folgen Innovationen und neue Geschäftsmodelle – 68 %. An dritter Stelle befinden sich mit 55 % die Weiterentwicklung der Organisation und neue Formen der Zusammenarbeit. Unabhängig der Branche ist fast die Hälfte der Befragten davon überzeugt, dass sich die Geschäftsmodelle in den nächsten drei bis fünf Jahren grundlegend wandeln werden.


3. Doppelherausforderung für KMU

Die Corona-Pandemie hat allerdings nicht nur den Strukturwandel beschleunigt und Unternehmerinnen und Unternehmern die Wichtigkeit digitaler Technologien vor Augen geführt – die Krise hat bei vielen Betrieben auch bleibende Spuren hinterlassen. Vielmals brachen Umsätze ein, das vorhandene Eigenkapital schrumpfte bedenklich zusammen. Zudem blieben dringende Investitionen liegen und Erneuerungsprojekte wurden auf Eis gelegt. In der derzeitigen Phase relativer Entspannung erkennen viele Unternehmen jedoch bereits weiteren Modernisierungsbedarf. Mittelständler müssen hier letztlich einen schwierigen Spagat meistern: Sie müssen einerseits zeitnah ihre Stabilität und Wirtschaftlichkeit erhöhen und möchten zugleich in neue Geschäftsfelder vordringen, um mit der aktuellen Entwicklung Schritt zu halten.

Die derzeitigen gesamtwirtschaftlichen Voraussetzungen sind dafür allerdings denkbar ungünstig: Der Aufschwung ist fragil und wird von Transportproblemen der internationalen Containerschifffahrt, einem Mangel an Vorprodukten und stark gestiegenen Energie- und Materialkosten gebremst. Auch die Furcht vor der Pandemie bleibt eine konstante Größe. So reicht der derzeitige Impfstatus wohl nicht, um eine vierte Welle zu verhindern. Entsprechend rechnet das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH)[2] mit einem schwachen Jahresabschlussquartal. Insgesamt wird für 2021 nur ein geringes Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von 2,2 % gesehen.


4. Rückstau bei den Insolvenzen

Eine Bedrohung, die beständig über dem Mittelstand schwebt, ist die einer Insolvenzwelle. Die Statistiken geben hier längst nicht mehr das tatsächliche Geschehen wieder. Staatliche Hilfsmaßnahmen wie Kurzarbeitergeld, Überbrückungshilfen oder die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht haben das Bild verzerrt. In der Atreus-Studie sieht der überwiegende Teil der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den staatlichen Maßnahmen eine Hilfe für den Moment, die die Probleme der Unternehmen nur zeitlich verschoben hat. 95 % gehen entsprechend davon aus, dass die Insolvenzen ansteigen werden.

Auch wenn Allzeittiefs bei den Zahlen aktuell eher das Gegenteil vermuten lassen, schlagen die Experten des IWH in die gleiche Kerbe. In seinem Insolvenztrend[3] warnt das Institut vor einem Rückstau an Insolvenzen. Maßnahmen wie das Kurzarbeitergeld sollten unbedingt kurzfristig auf den Prüfstand gestellt werden. Es verhindere Innovation und Strukturwandel, wenn Mittel an gescheiterte Unternehmen in Branchen flössen, die nicht von Corona betroffen seien. Sollte sich der von den Experten diagnostizierte Rückstau entladen, kommt es dann zu einer oder mehreren der befürchteten Insolvenzwellen? Möglich ist es. Die Rahmenbedingungen sind derzeit schlicht komplex und schwankend, jederzeit kann die Lage umschlagen. Dies verunsichert nicht zuletzt auch die Banken.


II. Banken: zwischen Restriktion und Kooperation

1. Schwierige Refinanzierung, belastende NPLs

Laut der letzten Bank Lending Survey[4] für Deutschland mussten die Geldhäuser ihre Angebotspolitik gegenüber allen Wirtschaftsbereichen verschärfen. Sowohl die Kreditrichtlinien für die Vergabe als auch die Kreditbedingungen in den Verträgen wurden strenger. Gründe dafür sind das höher eingeschätzte Risiko der Geldinstitute und ihre zugleich geringere Risikotoleranz. Bei Firmenkunden schlagen dabei neben der strengen Regulatorik vor allem die verschlechterten Refinanzierungsbedingungen zu Buche. So habe sich einerseits der Zugang zu unbesichertem, kurzfristigem Interbankengeld verschlechtert. Andererseits sei auch die Finanzierung über mittel- bis langfristige Schuldtitel schwieriger geworden.

Laut Ansicht der befragten Banken hätten im zweiten Halbjahr 2021 vermehrt auch notleidende Kredite im Bestand einen restriktiveren Einfluss auf die Vergabe neuer Engagements. Besonders Kredite an Unternehmen seien hier betroffen: In den letzten Monaten habe es bereits einen Anstieg bei den abgelehnten Kreditanträgen gegeben – aufgrund der verschärften Vergabemaßstäbe und der verschlechterten Bonität der Antragssteller. Da es im zweiten Halbjahr 2021 zu einer weiteren Verschärfung der Vergabepolitik kommen werde und andererseits die Nachfrage nach Finanzierungen steige, rechnen die Institute mit einem weiteren Anstieg der Ablehnungsquote.


2. Transformation erfordert kooperative Ansätze

Eine Zuspitzung dieser Situation gefährdet viele Unternehmen, die dringend Mittel für ihre Weiterentwicklung benötigen. Aber auch für die Banken sind die Folgen ungünstig. Schließlich stehen durch vermehrte Ablehnungen nicht selten auch langjährige Beziehungen zu den Unternehmenskunden auf dem Spiel. Selbst wenn sich die Rahmenbedingungen auf absehbare Zeit nicht ändern, gibt es für beide Parteien allerdings einen Ausweg. Dieser führt über spezialisierte Anbieter der alternativen Finanzierung. Sie halten vielmals unterstützende Ansätze bereit, von denen sowohl KMU als auch ihre Bankpartner profitieren.

Erfüllt ein Unternehmen derzeit nicht das erforderliche Risikoprofil oder entstammt es einer problematischen Branche, muss eine Anfrage nicht zwangsläufig abgelehnt werden. Steht das Kredithaus in Verbindung mit einem Partner der assetbasierten Finanzierung, kann der Mittelständler an diesen weitervermittelt werden. Denn bei diesen Ansätzen liegt das Hauptaugenmerk nicht auf Bonität und Risikopotenzial, sondern auf dem werthaltigen Anlage- und Umlaufvermögen eines Unternehmens.


3. Pragmatismus im Dienst des Kunden

Auf derartige Ansätze zurückzugreifen ist eine pragmatische Lösung und ebenfalls ein Zeichen der Transformation – nämlich der des Finanzierungssektors. Nicht wenige Beobachter gehen davon aus, dass sich die Finanzwelt immer mehr zu einem Ökosystem wandeln wird – einem engen Geflecht spezialisierter Partner, die beständig kooperieren und voneinander profitieren. In diesem Sinn bieten objektbasierte Ansätze bereits heute flexible Kooperationsangebote, damit das Bankhaus an mittel- bis langfristigen Lösungen für seine Kunden arbeiten kann.

Das Unternehmen erhält durch eine objektbasierte Finanzierung Mittel, um seine Transformation voranzutreiben. Die Bank betreut ihren Kunden währenddessen ohne Unterbrechung weiter. Daneben erweitert das Haus über die anlassbezogene Zusammenarbeit mit einem alternativen Finanzierer seine Kooperationsmöglichkeiten und Lösungsansätze und erschließt sich durch potenzielle Provisionen eine zusätzliche Einnahmequelle. Aufgrund der Geschwindigkeit des derzeitigen Wandels und der weiter unsicheren Lage bieten objektbasierte Modelle wie Sale & Lease Back und Asset Based Credit einen strategischen Ansatzpunkt. Was genau charakterisiert diese Modelle?


III. Unterstützung durch Asset Based Credit 

1. Umfassende Möglichkeiten in der Besicherung

Unternehmen aus produzierenden Branchen, Händler, Dienstleister und nicht selten auch Start-ups und Wachstumsunternehmen verfügen über zahlreiche Assets – und damit über eine grundlegende Voraussetzung für eine objektbasierte Finanzierung. Selbst wenn es sich bei den potenziellen Sicherheiten nicht um Anlage-, sondern um Umlaufvermögen handelt, kann dies die Basis für einen Asset Based Credit sein. Bankhäuser können sich dies zunutze machen, wenn sie einen Kunden nicht direkt bedienen können, aber Potenzial in seinen Vermögenswerten sehen. In diesem Fall ist es aussichtsreich, auf einen Partner zurückzugreifen, der auf diese Art der objektbasierten Finanzierung spezialisiert ist. Denn Asset Based Credit ermöglicht es einerseits, Warenlager, Rohstoffe, Sachwerte sowie Immobilien zur Besicherung kurzfristiger Kredite einzusetzen. Andererseits kann hierzu auch mobiles Anlagevermögen aus dem Bestand an Maschinen, Anlagen oder Fahrzeugen genutzt werden.


2. Opportunity Finance

Asset Based Credit bietet bei verschiedenen Herausforderungen und Gelegenheiten Lösungsansätze. Prozessoptimierung, technologische Aufstockung, die Entwicklung neuer Angebote, die strukturelle Neuaufstellung – prinzipiell können hiermit Antworten auf sämtliche Fragen der Transformation gefunden werden. Die objektbasierten Spezialkredite dienen aber auch als Finanzierungsbaustein bei weiteren Anlässen. Sie können Saison- oder Kriseneffekte ausgleichen, der Überbrückung von Flauten dienen und bei der Einkaufsfinanzierung helfen. Auch Gesellschafter können darüber ausgezahlt oder Teile einer Unternehmenstransaktion realisiert werden. Über Asset Based Credit können strauchelnde Unternehmenskunden zudem Restrukturierungen oder Sanierungen abstützen. Selbst in der Insolvenz greift das objektbasierte Instrument. Und später kann es der Auftragsvorfinanzierung nach überstandener Krise dienen. Die beleihbaren Summen für diese unterschiedlichen Opportunitäten liegen zwischen 250.000 Euro und drei Millionen Euro. Die Laufzeiten der Spezialkredite bewegen sich im kurz- bis mittelfristigen Bereich.


3. Bindung zu Wachstumsunternehmen aufbauen

Meist können Banken, selbst wenn sie das Potenzial eines Jungunternehmens erkennen, dieses aufgrund der Regulatorik und interner Risikovorgaben nicht unterstützen. Gerade junge Anbieter mit digitalen Geschäftsmodellen sind allerdings prädestiniert, zentrale Akteure der Transformation zu werden – jedoch oft nur, wenn die entsprechenden Fremdmittel bereitstehen. Externe Lösungen wie Asset Based Credit helfen hier, eine Bindung zum Mittelstand von morgen aufzubauen.

Unternehmen können in unterschiedlichen Entwicklungsstadien auf das objektbasierte Modell zugreifen. Entsprechend aufgestellte Start-ups und schnell wachsende Unternehmen sichern sich damit frühzeitig einen Zugang zu Fremdkapital. Selbst wenn ein klassisches Bankhaus sie also nicht mit einer eigenen Lösung bedienen kann, hält es mithilfe externer Unterstützung aus der Asset Based Finance dennoch den Draht zur nächsten Generation von Unternehmen aufrecht. Möglicherweise kann so frühzeitig die Bande zu einem künftig bedeutenden Kunden geknüpft werden.


4. Neustarthilfe für Sanierungsfälle

NPLs und Kunden mit Restrukturierungsbedarf bedeuten stets einen hohen Aufwand und eine Belastung für die Bilanz einer Bank. Je länger ein Kunde strauchelt oder desto kritischer sein Zustand wird, desto höher das Risiko für das Haus. Der Verkauf notleidender Kredite ist eine Option, birgt für die Bank in der Regel aber Verluste und vertieft die Herausforderungen auf Unternehmensseite. Kann das Kreditinstitut hingegen frühzeitig an einen Partner aus dem Bereich Asset Based Finance vermitteln, steht allen Seiten vielmals eine nachhaltigere Lösung offen: Das Unternehmen erhält eine Perspektive. Das Kredithaus kann seinem Kunden bei der Stabilisierung helfen und erwirbt zusätzlich eine Provision. Angesichts angestauter Restrukturierungsfälle ist hier künftig mit vermehrtem Lösungsbedarf zu rechnen. Asset Based Credit bietet schnelle erste Hilfe für Unternehmen und verschafft der Bank Zeit, um mittelfristige Ansätze zu finden.


5. Sicherheiten statt Bonität

Dass das Finanzierungsinstrument in dieser Breite eingesetzt werden kann, beruht auf seiner Bonitätsunabhängigkeit. Die Zahlen eines Unternehmens spielen hier in der Regel nur eine untergeordnete Rolle. Im Zentrum stehen stattdessen die Qualität und Quantität der Vermögensgegenstände.

Soll der Spezialkredit über das Anlagevermögen besichert werden, müssen die vorhandenen Objekte werthaltig, mobil und gängig sein sowie in ausreichender Stückzahl vorliegen. Zur Überprüfung wird bei Asset Based Credit in der Regel ein Maschinengutachten herangezogen. Zudem gibt es meist eine Besichtigung des Maschinenparks vor Ort.

Damit auch Umlaufvermögen als Sicherheit eingesetzt werden kann, muss es wertbeständig und zweitmarktfähig sein. Verderbliche Waren etwa oder unfertige Produkte scheiden im Rahmen einer Asset-Based-Credit-Finanzierung aus. Ob Rohstofflager oder Produkte letztlich geeignet sind, wird durch den Finanzierungspartner geprüft. Dazu kann sich ein Anbieter, der die Digitalisierung inhouse vorangetrieben hat, auch mit Warenwirtschafts- und ERP-Systemen der Kundenunternehmen verknüpfen. Analysiert werden dabei der aktuelle Warenbestand und der Warenumschlag der letzten Monate. Zudem gibt es ein kontinuierliches Monitoring der Wertentwicklung der Assets.


IV. Kooperationsansatz Sale & Lease Back

1. Der Maschinenpark als Finanzierungshebel

Verarbeitende und produzierende KMU haben in ihren Hallen in aller Regel umfassende Vermögenswerte stehen. Sale & Lease Back (SLB) unterstützt Betriebe ganz unterschiedlicher Branchen dabei, diese Assets zur Generierung von Liquidität einzusetzen. Dazu verkaufen die Unternehmen ihre Maschinen-, Anlagen- oder Fuhrparks an einen Finanzierungspartner. Im gleichen Atemzug leasen sie das werthaltige Anlagevermögen allerdings wieder zurück. Im Rahmen dieser reinen Innenfinanzierung werden umgehend Mittel freigemacht, die den Handlungsspielraum der Unternehmen erweitern. SLB schont dabei das operative Geschäft: Weder im Rahmen der Prüfung noch nach Verkauf und Rückmietung müssen die Assets den Stand- oder Einsatzort verlassen – der Betrieb läuft während des Finanzierungsprozesses wie gehabt weiter.

Dieses externe Modell könnte assetreichen Firmenkunden empfohlen werden, deren reguläre Umsätze zwischen fünf und 250 Millionen Euro im Jahr betragen. Das Finanzierungsvolumen ist meist zwischen 400.000 und 15 Millionen Euro angesiedelt – in Einzelfällen liegt es auch darüber. Die Finanzierung über Sale & Lease Back bietet Unternehmen vor allem unter Anspannung und in Phasen der Veränderung einen Rückhalt.


2. Geeignet für Transformation und mehr

Der Innovationsdruck hat durch die COVID-Krise noch einmal zugenommen, zugleich wurden aber auch die Reserven vieler Firmen geschröpft. Die Transformation gerät in diesen Zeiten daher nicht selten zum Drahtseilakt. Als bonitätsunabhängige Innenfinanzierung hilft Sale & Lease Back dabei, diese Herausforderung zu meistern. Es stellt Mittel bereit, um etwa kurzfristige Prozessoptimierungen umzusetzen oder strukturelle Erneuerungen sowie Digitalisierungsmaßnahmen anzustoßen. Der Faktor Zeit spielt dabei die entscheidende Rolle – wer sich heute nicht anpasst, kann in ein paar Monaten bereits den Anschluss an den Wettbewerb verloren haben. Da SLB einen kurzen Finanzierungsprozess aufweist, ist das Modell für den aktuell beschleunigten Wandel prädestiniert. In der Regel dauert es von der ersten Anfrage bis zur finalen Auszahlung des Kaufpreises sechs bis acht Wochen. Im Zentrum des Bewertungs- und Finanzierungsprozesses stehen die betreffenden Objekte: Für ein indikatives Angebot wird in der Regel eine Schreibtischbewertung der jeweiligen Maschinen oder der Leasing- und Anlagenspiegel des Unternehmens benötigt. Später erfolgt eine Besichtigung vor Ort, bei der ein unabhängiges Zeitwertgutachten der Assets erstellt wird.

Doch Innovationen und die Entwicklung neuer, digitaler Angebote sind für einige Unternehmen noch die geringsten Herausforderungen. Mancher Bankkunde muss sich leistungs- und finanzseitig komplett neu aufstellen – hier hat die Krise bestehende Defizite schonungslos offengelegt. Auch in solch einem Fall könnte der Bankberater oder die Bankberaterin auf das objektbasierte Partnermodell verweisen. Denn aufgrund seiner Bonitätsunabhängigkeit unterstützt SLB auch in Fällen, wo Inhouse-Lösungen oft schwierig sind: bei Restrukturierungen, Sanierungen oder Insolvenzen. Hinzu kommen zahlreiche weitere Anwendungsgebiete wie Nachfolgen, Distressed M&A, Auftrags- und Projektvorfinanzierungen oder der Aufbau von Warenbeständen für eine bessere Lieferfähigkeit. Gerade Letzteres erlebt angesichts momentaner Lieferengpässe eine Renaissance bei vielen Mittelständlern.


3. Impulse für das interne Rating

Als anlassbezogenes, externes Tool erweitert Sale & Lease Back den Handlungsspielraum der Firmenkunden- und Sanierungsabteilungen von Bankhäusern. Damit können beispielsweise auch Finanzierungen abgelöst werden. Das Modell hat zudem einen Effekt auf den jeweiligen Unternehmenskunden, der indirekt auch dem Finanzierer zugutekommen kann: Eine Innenfinanzierung über SLB erhöht in der Regel die Eigenkapitalquote eines Betriebes, dessen Verschuldungsgrad sinkt. Da hierbei zudem oft stille Reserven gehoben werden können, ergibt sich eine weitere Stärkung des wirtschaftlichen Eigenkapitals. Dadurch verbessert ein Kundenunternehmen nicht selten seine Bonität und kann im internen Rating der Bank besser abschneiden. Sale & Lease Back verbessert somit unter Umständen das Risikoprofil eines Bankkunden und macht den Verkauf hauseigener Produkte wieder möglich.


4. Werthaltiges, mobiles Anlagevermögen erforderlich

Ähnlich wie beim verwandten Ansatz Asset Based Credit liegt auch bei Sale & Lease Back das Hauptaugenmerk auf den Vermögensgegenständen eines Unternehmens. Deshalb ist es entscheidend, in welchem Zustand sich die vorhandenen Assets befinden: Sind sie werthaltig und sekundärmarktfähig? Schließlich sollten die gebrauchten Maschinen-, Anlagen- oder Fahrzeugparks im Bedarfsfall vom Finanzierungspartner weiterverkauft werden können. Daneben müssen die besagten Vermögensgegenstände zahlreich und universell einsetzbar sein. Besteht das Anlagevermögen eines Mittelständlers zudem aus marktgängigen und einzeln austauschbaren Assets? Hier eine positive Antwort geben zu können, ist wichtig. Denn: Sonder- und Einzelanfertigungen, Prototypen oder Eigenbauten können im Rahmen von SLB nicht angekauft werden. Für große Anlagen gilt zudem: sie dürfen nicht komplex verkettet und mit der Produktionshalle verbaut sein. Sale & Lease Back setzt stets mobile Assets voraus.


PRAXISTIPPS

  • Banken müssen aufgrund aktuell steigender Risiken eine strengere Kreditpolitik fahren.
  • Ergibt sich inhouse kein Ansatz, können Finanzierer ihre Firmenkunden auf objektbasierte Alternativen verweisen.
  • Kunden können weiter betreut, Synergien und zusätzliche Einnahmequellen erschlossen werden.
  • Bestehen Anlage- und Umlaufvermögen als Kreditsicherheit, kann Asset Based Credit eine Lösung sein.
  • Besitzt der Kunde gebrauchte Maschinen- oder Fuhrparks, bietet Sale & Lease Back einen Finanzierungsansatz.



[1] Quelle: https://www.atreus.de/publikationen/artikel/studie-restrukturierung-und-transformation-2021/

[2] Quelle: https://www.iwh-halle.de/nc/presse/pressemitteilungen/detail/konjunktur-aktuell-produktionsengpaesse-verzoegern-erholung/

[3] Quelle: https://www.iwh-halle.de/nc/presse/pressemitteilungen/detail/iwh-insolvenztrend-insolvenzzahlen-sinken-noch-weiter-ab/

[4] Quelle: https://www.bundesbank.de/de/presse/pressenotizen/juli-ergebnisse-der-umfrage-zum-kreditgeschaeft-bank-lending-survey-in-deutschland-836810


Beitragsnummer: 18181

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