Freitag, 15. November 2019

Nachhaltigkeit

Ein grünes Geschäftsfeld in einer regionalen Genossenschaftsbank

Nicole Rüping, Spezialistin Treasury, Volksbank Bielefeld-Gütersloh eG

Vielen Anlegern ist Nachhaltigkeit genauso wichtig wie Rendite. Während viele Universalbanken nachhaltige Kapitalanlagen gerade erst für sich entdecken, feiert die Volksbank Bielefeld-Gütersloh in diesen Tagen das zehnjährige Jubiläum ihres grünen Geschäftsfeldes nebst Nachhaltigkeitsfonds.

Das „Grüne Geschäftsfeld“

Der Beschluss zum Aufbau eines eigenen grünen Geschäftsfeldes wurde 2008 in einem Gesamtbankprojekt zur strategischen Weiterentwicklung gefasst. Das grüne Geschäftsfeld ist fest in der Unternehmensorganisation der Volksbank verankert. Die Arbeitsgruppe entwickelt laufend Ideen, Produkte und Dienstleistungen im Bereich der Nachhaltigkeit. Die Entscheidung über die Umsetzung von Maßnahmen wird in den banküblichen Gremien getroffen. Die Zusammensetzung des Kompetenzboards erfolgt abteilungs- und hierarchieübergreifend und umfasst sieben Personen. Durch die abteilungsübergreifende Besetzung ist stets eine Brücke zu den jeweiligen Fachbereichen und anderen Gremien sichergestellt. Das garantiert einen idealen Praxisbezug und erleichtert Abstimmungsprozesse.

Einstweilen sind Nachhaltigkeitsthemen immer stärker in den Fokus gerückt – sowohl intern als auch im Gespräch mit den Kunden. So hat die Volksbank Bielefeld-Gütersloh z. B. zum Jahreswechsel 2017/2018 ökologische und soziale Kriterien sowie Aspekte der Unternehmensführung fest in den Entscheidungsprozess im Eigenanlagenmanagement integriert. Seit 2017 liefert das Kompetenzboard den Input für den Nachhaltigkeitsbericht der Volksbank. Im Bereich der nachhaltigen Geldanlagen wurden verschiedene Leistungsangebote für die Kunden der Volksbank Bielefeld-Gütersloh entwickelt. Neben grünen Sparbriefen oder auch einer grünen Energiegenossenschaft ist dabei vor allem der Volksbank Bielefeld-Gütersloh NachhaltigkeitsInvest zu nennen, der im Folgenden genauer vorgestellt wird.

InhouseTipp



Risikokultur und Entscheidungsprozesse.


Volksbank Bielefeld-Gütersloh NachhaltigkeitsInvest

Als die Volksbank Bielefeld-Gütersloh vor mehr als zehn Jahren mit dem Aufbau des grünen Geschäftsfelds begann, entschied man sich auch dafür, einen nachhaltigen Mischfonds anbieten zu wollen. Hier stellte sich auch die Frage: Selbst machen oder auf bestehendes externes Knowhow zurückgreifen? Nachdem man bereits mit der hauseigenen Vermögensverwaltung seit Jahren sehr gute Erfahrungen machte, entschied man sich dafür, die eigenen Ressourcen zu nutzen. Dieser unmittelbare Austausch führt zu mehr Transparenz, Nähe und Begeisterung für die Geldanlage. Die Umsetzung dieses Vorhabens erfolgte in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit dem Fondsspezialisten Union Investment. Die Auflegung des Private-Label-Nachhaltigkeitsfonds erfolgte schließlich zum 01.12.2009.

Im Rahmen des Projektes gründete die Volksbank einen Anlageausschuss. Hier sind neben Spezialisten zum Themenfeld Nachhaltigkeit auch Experten mit dem Schwerpunkt Wertpapiere vertreten. Der Anlageausschuss verantwortet die strategischen Rahmenbedingungen des Fonds. Im Jahr 2013 entschied sich die Volksbank noch einen Schritt weiter zu gehen und die eigene Rolle im Fonds weiter auszubauen. Hintergrund war vor allem der Wunsch nach noch mehr Transparenz über das Portfolio: Für jeden Mitarbeiter der Volksbank soll transparent sein, warum in welche Emittenten investiert wird. So ist die Volksbank Bielefeld-Gütersloh seit 2013 als Beratungsfirma für den Volksbank Bielefeld-Gütersloh NachhaltigkeitsInvest tätig.

SeminarTipps

Umsetzung und (Über-)Prüfung einer angemessenen Risikokultur, 16.03.2020, Frankfurt/M.

Neue MaRisk 2020, 17.03.2020, Frankfurt/M.


Die laufende Portfolioüberwachung und Erarbeitung taktischer Empfehlungen erfolgt seitdem im Team Advisory. Das Team besteht aus Nachhaltigkeits- und Wertpapierspezialisten der Volksbank, die teilweise auch dem Anlageausschuss angehören. Sie sind verantwortlich für die Prüfung der grundsätzlich investierbaren Emittenten in Bezug auf Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit. Um von den Spezialisten der Volksbank als nachhaltig eingestuft zu werden, muss der Emittent eine klare Nachhaltigkeitsstory aufweisen – also sozialen und/oder ökologischen Mehrwert stiften. Dieser Mehrwert kann sowohl eine besonders verantwortungsbewusste Unternehmensführung oder soziales Engagement sein als auch Produktinnovationen mit konkretem Umwelt- oder Gesellschaftsnutzen. Das Team wählt schließlich Einzeltitel innerhalb des verbleibenden Anlageuniversums aus und gibt diese Empfehlungen an Union Investment weiter, bei der letztendlich die Entscheidung liegt.

BuchTipp


Janßen/Schiewitz, Risikokultur in Kreditinstituten, 2018.



Es gehört zum eigenen Werteverständnis der Volksbank Bielefeld-Gütersloh, auch im Fonds langfristig zu investieren und nicht zu spekulieren:

  • Es wird grundsätzlich ein langfristiges Engagement angestrebt.
  • Das Aktienportfolio ist konzentriert und umfasst lediglich 20 bis 30 Einzeltitel.
  • Es ist immer das drin, was draufsteht: Die Wertpapierleihe ist genauso ausgeschlossen wie Derivate auf Indizes z. B. zur Ausnutzung von Marktschwankungen.

Die Volksbank Bielefeld-Gütersloh hat nachhaltige Kapitalanlagen in das bankeigene Finanzhaus eingebunden und empfiehlt ihren Kunden mindestens einen Teil ihres Vermögens nachhaltig anzulegen. Seit 2018 lassen sich nun auch vermögenswirksame Leistungen (VL) in den NachhaltigkeitsInvest investieren. Seit Auflegung ist das Fondsvolumen stetig durch Neuzuflüsse und auch das monatliche Sparplanvolumen jedes Jahr gestiegen.

PRAXISTIPPS

  • Der Aufbau eines eigenen Nachhaltigkeitskonzeptes kann sukzessive erfolgen. Nachhaltige Kapitalanlagen sind dabei ein Aspekt unter vielen, der jedoch einen einfachen Einstieg in das Thema bietet.
  • Die Nachhaltigkeitsberichte von Unternehmen geben einen hilfreichen Überblick über die verschiedenen Aspekte der Nachhaltigkeitsarbeit. Diese lassen sich in der Regel über die Homepages der Unternehmen abrufen. Zudem sind in der Datenbank des DNK die Daten aller Unternehmen strukturiert aufrufbar, die nach dem entsprechenden Standard berichten.
  • Zudem kann das aktuell in der Konsultation befindliche Merkblatt der BaFin bei der Integration von Nachhaltigkeitsthemen in die bestehenden Prozesse helfen.
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Beitragsnummer: 3682

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