Tone from the Top
Bernd Rummel, Senior Policy Expert bei der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA), alle Inhalte sind die persönliche Meinung des Verfassers und sind nicht der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde zuzurechnen.
Unternehmens- und Risikokultur sind Begriffe, die im Laufe der Zeit immer mehr Bedeutung innerhalb der Unternehmenssteuerung erhalten haben. Aber was genau ist eigentlich Unternehmens- und Risikokultur? Was sind die bankaufsichtlichen Anforderungen, warum ist dies auch betriebswirtschaftlich von hoher Bedeutung und wie wird diese Kultur in einem Kreditinstitut, aber auch in anderen Unternehmen, implementiert?
SEMINARTIPP
Umsetzung und (Über-)Prüfung einer angemessenen Risikokultur, 16.03.2020, Frankfurt/M.
Unternehmenskultur
Unternehmenskultur sind die Werte eines Unternehmens, die das Verhalten der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen prägen. Die Risikokultur ist ein Teil der Unternehmenskultur und betrifft nicht nur die Bildung eines angemessenen Risikobewusstseins, sondern bestimmt auch wie mit Risiken umgegangen wird, wenn sie eintreten.
INHOUSETIPP
Risikokultur und Entscheidungsprozesse.
Interne Governance
Die EBA-Leitlinie zur internen Governance definiert Risikokultur als die Normen, Einstellungen und Verhaltensweisen eines Instituts im Zusammenhang mit Risikobewusstsein, Risikobereitschaft und Risikomanagement sowie die Kontrollen, die für Entscheidungen über Risiken maßgeblich sind. Die Risikokultur beeinflusst die Entscheidungen der Geschäftsleitung und der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Tagesgeschäft und hat Auswirkungen auf die Risiken, die sie eingehen. Die Risikokultur hat im bankenaufsichtlichen Denken einen hohen Stellenwert, denn sie hat einen wesentlichen langfristigen Einfluss auf das Risikoprofil eines Kreditinstitutes.
BUCHTIPP
Janßen/Schiwietz (Hrsg.), Risikokultur in Kreditinstituten, 2018.
Verantwortung des Vorstands
Der Vorstand ist verantwortlich eine Unternehmenskultur zu setzen, die ein verantwortungsbewusstes und ethisches Verhalten fördert. Üblicherweise werden diese Werte in einem „Code of Conduct“, einem Verhaltenskodex, niedergelegt. Es ist aber bei Weitem nicht genug einen solchen Verhaltenskodex zu erstellen und an das Personal weiterzuleiten, er muss auch gelebt werden. Die Implementierung und Weiterentwicklung der Verhaltensregeln ist eine laufende Aufgabe. Ein Verhaltenscodex umfasst nicht nur Vorgaben die sicherstellen, dass alle anwendbaren Gesetzes- und Rechtsvorschriften eingehalten und nachverfolgt werden, sondern auch dass sich das Personal den Werten des Kreditunternehmens entsprechend untereinander und gegenüber den Kunden des Instituts und der Öffentlichkeit verhält.
BERATUNGSTIPP
Starter-Kit Risikokultur.
Tone from the Top
In diesem Zusammenhang ist die Leitungskultur in einem Institut wesentlich. Der „Tone from the Top“, also das kommunizierte und gelebte Verhalten der obersten Führungsebene muss durch alle Managementebenen „Tone from the Middle“ hinunter zu allen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen getragen werden. Dies erfolgt nicht nur durch geeignete Schulungsmaßnahmen, es ist insbesondere wichtig, dass sich das Management konsistent zu den gesetzten Werten verhält. Wie wird z. B. mit Fehlern des Personals umgegangen oder mit Verlusten, die eintreten. Dies prägt, ob sich die Mitarbeiter konservativ oder innovativ verhalten und ob sie das erwartete Engagement, einschließlich der erforderlichen Risikobereitschaft, zeigen.

PRAXISTIPPS
- Die Unternehmenskultur ist auch für die angebotenen Produkte und Dienstleistungen von Belang. Dies ist heutzutage z. B. hinsichtlich der Themen Nachhaltigkeit und Diversität ein wichtiger Aspekt.
- Kunden wollen entsprechend ihrer Anforderungen und Bedürfnisse bedient werden und Produkte nutzen, die ihren eigenen Werten entsprechen. Ist dies nicht der Fall, werden sie sich nicht länger an das Institut gebunden fühlen und letztendlich abwandern.
Beitragsnummer: 3719