Montag, 25. Januar 2021

Personal: Banken müssen im Recruiting umdenken

Fachwissen als Schlüsselqualifikation reicht nicht, überfachliche, methodische Kompetenzen werden immer mehr gefragt.

Marcus Michel, Vorstand FCH Gruppe AG

 

Methodische Kenntnisse im Prozess-, Projekt- und Digitalisierungsmanagement lösen zunehmend hartes bankfachliches Know-how als Schlüsselqualifikation ab. Soft-Skills, um Veränderungsprozesse zu begleiten und unterschiedliche Anforderungen aus den Fachabteilungen auszutarieren, sind ebenfalls gefragt.

 

Viele Banken haben diesen Wandel jedoch noch gar nicht mitbekommen. Beispiel Organisationsabteilung: 70 % der Mitarbeiter haben als Auszubildende im eigenen Haus angefangen und bringen ausgeprägtes Fachwissen in einer Vielzahl von Spezialgebieten mit. Eine Ursache dieser Entwicklung liegt in der vielfach üblichen Festlegung auf Aktiv- oder Passivprozesse eines Geldhauses oder Themengebiete, die – wie der Wertpapierhandel – bestimmte Kenntnisse voraussetzen. In der Praxis bildet sich jedoch zunehmend der Bedarf an Talenten aus, die auf ein gezieltes Abholen von Fachwissen aus den Fachabteilungen abstellen und sich im Organisationsalltag zu einer Managementaufgabe entwickeln.



 

Prozessorientierte Bankorganisation gefragt


Diese schleichende Veränderung im Berufsbild von Bankorganisatoren führt zu einer prozessorientierten Sicht auf die eigene Bank. Das Organisationshandbuch, eines der wichtigsten Instrumente für die Banksteuerung, zeichnet dies bereits in vielen Instituten vor. Denn die Verantwortlichen stellen dieses Regelwerk nach Industrievorbild vermehrt prozessorientiert um. Damit sinkt ausgerechnet im zentralen Nervensystem des Bankhauses die Nachfrage nach explizit bankfachlichem Wissen. In den Vordergrund rückt die Fähigkeit, Prozesse zu modellieren und zwischen Beteiligten aus IT, Fachbereich, Compliance sowie der Internen Revision zu vermitteln. Dies korrespondiert mit einem veränderten Anforderungsprofil an die Bankorganisation. Zahlreiche Banken bauen diese Abteilungen zu flexiblen Unterstützungsteams aus, die durch Managementwissen vor allem eines beherrschen sollen: Aufgabenvielfalt. 

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Neue Karrierewege in der Bankorganisation


Tatsächlich übernehmen Organisationsabteilungen immer mehr Aufgaben und entwickeln sich so zu einem Veränderungsmotor innerhalb der Bank. Keine Seltenheit daher, dass Organisationsleiter damit beginnen, bei den Mitarbeitern Methoden- und Digitalkompetenzen zu schulen, um im Projekt- und Multiprojektmanagement erfolgreich zu sein. Dieser Methodenkanon lässt sich jedoch auch in anderen akademischen Fachrichtungen finden, so dass die neue Welt der Bankorganisation auch bedeutet, offener zu sein als bisher für Karrierewege von außerhalb klassischer Bankenpfade. Gerade auch durch die Einstellung branchenfremder Organisationsprofis können sich die Institute heute schon auf diese Veränderung einstellen. Aus Bewerbersicht bietet dies großen Gestaltungsspielraum, viel Abwechslung und heraufordernde Aufgabenstellungen. Und Banken, die das Recruiting in diesem Sinne weiterentwickeln, erschließen sich neue Wertschöpfungspotenziale.


Beitragsnummer: 15028

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