Donnerstag, 30. April 2020

Ablauf einer Revisionsprüfung

Was Revisoren wissen und beachten müssen.

Björn Wehling, Geschäftsführer, Bereichsleiter Revision, Finanz Colloquium Heidelberg GmbH

 

Die Aufsicht erwartet eine wirksame und funktionsfähige Interne Revision in den Instituten. Die besonderen Anforderungen an die Ausgestaltung der Internen Revision und die Wahrnehmung ihrer (Prüfungs-)Aufgaben ergeben sich unter anderem aus BT 2 der MaRisk sowie aus den berufsständischen Grundsätzen (IPPF). Die Revision hat dabei als Teil des Internen Kontrollsystems (IKS), der Corporate Governance sowie des Three-Lines-of-Defense-Modells besondere Befugnisse, aber auch Verpflichtungen mit ihrer unabhängigen organisatorischen Stellung und dem besonderen Verhältnis zu Geschäftsleitung und Aufsichtsorgan. Häufig werden jedoch Schwachstellen in den Abläufen von Revisionsprüfungen durch die Aufsicht festgestellt. Was also ist beim Prüfungsablauf besonders zu beachten?

 

PrüfungsVorbereitung: Die Basis erfolgreicher Prüfungen

 

Die Prüfungsvorbereitung legt den Grundstein für die eigentliche (Haupt-)Prüfung. Hier sind mit Blick auf das Prüfungsziel das Prüfungs-Vorgehen und die Prüfungs-Strategie festzulegen. Um die für die Prüfung benötigten Ressourcen (u. a. Prüferkapazitäten und Prüfungstage) möglichst genau planen zu können, ist es wichtig, risikoorientiert vorzugehen und den Risikogehalt des Prüffelds möglichst genau zu erfassen. Welche Ergebnisse aus den Prüfungen anderer Prüffelder können bei der Einschätzung des Risikogehalts ggf. hilfreich sein oder zur Einsparung von Prüfungshandlungen führen und so Doppelprüfungen vermieden werden? Ebenso ist die Prüfungskommunikation mit den zu prüfenden Bereichen von Beginn an (Prüfungsankündigung, Auftaktgespräch) entscheidend, um einen reibungslosen Prüfungsablauf sicherzustellen. So lässt sich ein transparentes und zeitlich gut planbares Arbeits- bzw. Prüfprogramm durch den Revisor erstellen.

 

PrüfungsDurchführung: Das Herzstück wirksamer Revisionsarbeit

 

Bei der Prüfungsdurchführung ist eine vollständige Berücksichtigung bzw. risikoorientierte Zuordnung der Einzelrisikoanalyse zu den Prüfungszielen und Prüfungshandlungen besonders wichtig, um mit den festgelegten Prüfungskapazitäten möglichst viel Risikogehalt „abzuprüfen“. Hierbei ist eine konsequente Abgrenzung der Prüffelder in Relation zu den Prüfungszielen besonders wichtig, um den Zeitplan einzuhalten und Doppelarbeiten/Ineffizienzen zu vermeiden. Dafür sollten sich die Revisoren – insbesondere Neu-, Quer- oder Wiedereinsteiger – mit den bewährten Prüfungsmethoden zur Minimierung des Prüfer- bzw. Entdeckungsrisikos auseinandersetzen und abwägen, wann Vollprüfung bzw. Stichproben durchgeführt werden und wann welche Vorgehensweise sinnvoll und risikogerecht ist. Welche Prüfungen sollen als Einzelfallprüfungen erfolgen und was kann ggf. automatisiert geprüft werden? Diese Vorgehensweise soll dazu dienen, eine möglichst hohe Prüfungssicherheit bei der Prüfungsdurchführung zu erlangen.

 

SEMINARTIPPS

9. Fachtagung Interne Revision: Risikomanagement im Prüfungs-Fokus, 28.–29.09.2020, Frankfurt/Offenbach.

Grundlagen der Internen Revision, 05.10.2020, Frankfurt/M.

Schlanke Revisions- & Prüfungs-Prozesse, 06.10.2020, Frankfurt/M.

Wirtschaftlichkeitsprüfungen durch die Interne Revision, 02.12.2020, Frankfurt/M.

Projektbegleitung & Projektprüfung durch die Interne Revision, 03.12.2020, Frankfurt/M.

 

PrüfungsNachbereitung und PrüfungsDokumentation: Das Ergebnis professioneller Revisionsarbeit

 

Die Dokumentation beginnt während und nicht erst nach der Prüfung und muss jederzeit für sachkundige Dritte nachvollziehbar sein. Es gilt der Grundsatz: Was nicht dokumentiert wurde, wurde nicht geprüft. Die Prüfungsdokumentation sollte sich daher wie ein roter Faden durch sämtliche Prüfungshandlungen und -ergebnisse ziehen und bzgl. Umfang und Tiefe an der Prüfungsstrategie und dem Risikogehalt des Prüffelds orientieren. Oft wird die Bedeutung der Arbeitspapiere einer Prüfung unterschätzt. Aber insbesondere die Prüfungsdokumentation gilt als Arbeitsnachweis und ist Grundlage für die jederzeitige Nachvollziehbarkeit von Revisionsfeststellungen und der Gewichtung von Mängeln. 

 

Nach der Prüfung ist vor der Prüfung. Im Nachgang zur Prüfung sollte daher die Prüfung analysiert werden. Wo wurde deutlich mehr/weniger Zeit für das Prüfen benötigt, als geplant und was waren die Ursachen dafür? Welche Risiken wurden unter-/überschätzt und welche Risiken wurden erst im Laufe der Prüfung entdeckt? Wie wirken sich die Ergebnisse/Feststellungen der Prüfung auf andere Prüffelder und das Prüfungsuniversum insgesamt aus? Alle diese Punkte sollten analysiert werden und die Prüfungsplanung dahingehend laufend angepasst werden, um den Ablauf der Revisionsprüfungen kontinuierlich zu verbessern.



 

PRAXISTIPPS

  • Verschaffen Sie sich vor der Prüfung einen Überblick, wie das zu prüfende Prüffeld in das Prüfungsuniversum insgesamt einzuordnen ist, welche Zusammenhänge mit anderen Prüfungsgebieten und Prüfobjekten bestehen und wie diese Erkenntnisse in der Prüfungsstrategie zu berücksichtigen sind.
  • Prüfen Sie mit Augenmaß in Abhängigkeit des Risikogehalts des Prüffelds. Oft haben Revisoren ja ein bestimmtes „Bauchgefühl“ dafür, wo „gegraben“ werden muss und was eher unwesentlich ist.
  • Stellen Sie sich zu beginn jeder Prüfungshandlung die Frage, was Ihre Erwartungshaltung an das zu prüfende Objekt ist, welches Ergebnis Sie erwarten und wo Sie Fehler vermuten. Benchmarken Sie dann im Laufe der Prüfung die Ist-Werte zu den Erwartungswerten auf Inkonsistenzen und Unplausibilitäten und versuchen Sie die Gründe in Erfahrung zu bringen.
  • Stimmen Sie das „richtige Verhältnis“ zwischen Dokumentation und Prüfung vorab im Prüfungsteam ab und machen Sie immer während der Prüfung einen „Plausibilitäts-Check“, ob der Zeitaufwand für Dokumentation und Prüfung (noch) zum Risikogehalt des Prüffelds passt.

 


Beitragsnummer: 6797

Beitrag teilen:

Beiträge zum Thema:

Beitragsicon
Nachhaltigkeitsmanagement – Prüfungsansätze für die Interne Revision

“Ein Gespenst geht um …” Nachhaltigkeit und ESG bieten mehr Chancen und sind eine absolute Notwendigkeit aufgrund des menschengemachten Klimawandels.

26.02.2024

Beitragsicon
Prüfung des Managements von Immobilienrisiken

Nach Zinswende 2022 und neuen Regulierungen müssen Banken Immobilienrisiken neu bewerten und managen für Zukunftssicherheit.

02.04.2024

Beitragsicon
Berücksichtigung von Modellrisiken in der Risikotragfähigkeitsanalyse

Prüfungsansätze der Bankenaufsicht zur Beurteilung der Notwendigkeit der Berücksichtigung von Modellrisiken innerhalb der Risikotragfähigkeitsanalyse

16.01.2024

Beitragsicon
HR-Prozesse in der Prüfung

Die Personalarbeit rückt weiter in den Fokus der Aufsicht. Die Mitarbeitenden sind u.a. die Grundlage für ein wirksames IKS.

04.03.2024

Um die Webseite so optimal und nutzerfreundlich wie möglich zu gestalten, werten wir mit Ihrer Einwilligung durch Klick auf „Annehmen“ Ihre Besucherdaten mit Google Analytics aus und speichern hierfür erforderliche Cookies auf Ihrem Gerät ab. Hierbei kommt es auch zu Datenübermittlungen an Google in den USA. Weitere Infos finden Sie in unseren Datenschutzhinweisen im Abschnitt zu den Datenauswertungen mit Google Analytics.