IKSPraktiker
IKS-Praktiker ist die Fachzeitschrift, die Revision, Compliance & Beauftragtenwesen, Recht & Regulatorik und das interne Kontrollsystem vereint – weil IKS alle betrifft! Der IKS-Praktiker versorgt Sie mit aktuellen Fachinformationen und neuen Trends aus dem Bereich der Revisionspraxis, zu bankrechtlichen und bankaufsichtlichen Fragestellungen rund um die Themenbereiche Recht und Compliance. Besonders wichtig ist hierbei der Praktikeransatz, denn stets werden die Problemfelder und Themen in die Arbeitsabläufe integriert und bieten so dem Lesenden die Möglichkeit, das Problem im Kontext seiner praktischen Arbeit und dessen Konsequenzen am Einzelfall oder für die Prozessorganisation seines Hauses präsentiert zu sehen.
EDITORIAL
Liebe Leserinnen und Leser,
das Modell der drei Verteidigungslinien – oder besser der drei Kontrollebenen – hat sich mittlerweile im gemeinsamen Sprachgebrauch als festes konzeptionelles Element der Internen Governance von Unternehmen etabliert. Die konkreten Rollen und Aufgaben gerade von 1st und 2nd Line sind in der Praxis allerdings immer wieder ein Diskussionspunkt. Sicher kommt es auch in Ihrem Arbeitsalltag immer wieder vor, dass man über deren Umfang und Abgrenzung, über Scope und wirksame Umsetzung trefflich und teilweise auch konträr diskutiert. Gerade für einen Vertreter der Revisionszunft sollte dies Impuls genug sein, Selbstbild und Zusammenspiel der unterschiedlichen Kontrollfunktionen zu hinterfragen. Sind wir es doch, die die Funktionsfähigkeit der Internen Kontrollverfahren als Ganzes zu beurteilen haben.
Für ein wirksames Kontrollsystem sind der modulare Aufbau und das nahtlose Zusammenspiel der Kontrollfunktionen von besonderer Bedeutung. In diesem Kontext fallen immer wieder die Begriffe einer „Aligned Assurance“ oder gar einer „Combined Assurance“. Während eine Combined Assurance – oft interpretiert als eine um die Ergebnisse der ersten beiden Kontrollebenen angereicherte „Super-Revisionsfunktion“ – durchaus grundlegende Fragen aufwirft, kann eine Aligned Assurance als Grundprinzip ganzheitlicher und wirksamer Kontrollverfahren dienen.
Fundament einer Aligned Assurance ist eine gelebte Assurance-Kultur über die Kontrollfunktionen und -ebenen hinweg. In der Konsequenz bedeutet dies eine grundlegende Anpassung der Sichtweise. Es geht nicht mehr primär darum, in einzelnen isolierten Kontrollen zu denken, sondern darum, wie die eigene Funktion effektiv zur Sicherheit im Unternehmen beiträgt. Ein fortlaufender Austausch zwischen den Kontrollfunktionen, angepasste Kontrollmethoden und deren wirksame Implementierung sind die zwingende Folge. Ein solcher kulturell getriebener Ansatz ist gleichwohl fundamental wie in der Praxis eine Herausforderung, stellt er doch gelebte Sichtweisen und Einstellungen teilweise grundlegend in Frage.
Diverse Kritik an dem Modell der drei Kontrollebenen zielt darauf ab, es sei zu wenig integrativ, zu komplex und letztlich wenig wirksam. Dies betrifft im Kern aber nicht das Modell selbst, sondern die Art seiner Umsetzung. Eine gelebte Assurance-Kultur kann hier einen geeigneten Rahmen liefern. Auch im Fußball spielt man mit Angriff, Mittelfeld und Verteidigung. Entscheidend ist aber die gemeinsame Spielkultur.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Freude und Erfolg beim Studieren der nachfolgenden Beiträge.
Herzliche Grüße
Ihr Dr. Michael Schiwietz, Bereichsleiter Interne Revision, Deutsche Kreditbank AG