KreditPraktiker
KreditPraktiker ist die seit September 2023 zweimonatlich erscheinende Schwesterzeitschrift des BankPraktiker. Gerichtet an Fach- und Führungskräfte der Kredit-, Sanierungs-, Verwertungs-, Abwicklungs- und Inkassoabteilungen der Kreditinstitute informiert er praxisnah über alle Phasen der Kreditvergabe/-überwachung, des erhöhten Kreditrisikos von Restrukturierung, Sicherheitenbe- und -verwertung bis hin zur Beitreibung von Forderungen. Neben den von Praktikern mit wertvollen Tipps versehenen Beiträgen, finden Sie zahlreiche Meldungen über aktuelle Themen aus Wirtschaft, Kreditgewerbe und Rechtsprechung sowie interessante Besprechungen der für die Zielgruppe beachtenswerten Fachpublikationen.
EDITORIAL
Liebe Leserinnen und Leser,
ein strahlendes „Sommerfeeling“ will sich noch nicht einstellen. Weder wettertechnisch noch wirtschaftlich. Im Gegenteil: Erneut haben massive Überschwemmungen ganze Orte/Städte heimgesucht und enormen Schaden verursacht. Wie zu erwarten, erfolgten daraufhin zahlreiche Überlegungen, was nun am besten und schnellsten zu tun sei. Die Debatte um die „Pflicht-Elementarversicherung“ war entbrannt.
Der Immobilienmarkt kommt nicht zur Ruhe. Ein Immobilien-Fonds „verliert“ innerhalb kurzer Zeit wohl rund 800 Mio. € an Wert. Der „Trianon-Turm“ im Bankenzentrum von Frankfurt ist nach Medienberichten insolvent. Die Preise für Gewerbeimmobilien finden noch immer keinen festen Boden.
Kein Wunder also, dass auch Vertreter der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hier sehr sensibel werden. Dass die BaFin hier bereits ein Fokusrisiko für 2024 erkannt hat, zeigt, wie relevant und ernst das Thema aufsichtsseitig genommen wird.
Zur Einordnung:
- Der Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp) hat ermittelt, dass die Preise für Gewerbeimmobilien auch im ersten Quartal 2024 erneut gefallen sind.
- Claudio Borio, Chefvolkswirt BIZ, gibt zu Papier, dass die Kreditverluste noch vor uns liegen.
- Die Erfüllung der (strengeren) EU-Klimakriterien bei Gewerbeimmobilien dürfte in Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien enorm kostenintensiv werden. Bleiben die Investitionen allerdings aus, drohen massive Abwertungen oder gar Wertabschreibungen.
Die Herausforderungen sind damit nicht eindimensional, sondern erfordern einen systematischen und frühzeitigen „Matchplan“. Und das ist auch schon die beste Nachricht hierbei: Akute Panik und/oder Hektik sind nicht angezeigt. Z. B. müssen die Renovierungsmaßnahmen (Stand jetzt) bis 2035 abgeschlossen sein. Es bleibt also Zeit, das eigene Immobilienportfolio gezielt zu durchleuchten (Früherkennung), Maßnahmen zu definieren und ggf. bereits jetzt eine Entscheidung über die weitere Betreuungsform (Normal-/Intensivbetreuung, Sanierung oder Abwicklung) zu treffen und stringente Maßnahmenpläne aufzulegen und deren Umsetzung aktiv zu begleiten. Je früher, desto besser – größere Zeiträume eröffnen größere Handlungsspielräume!
Herzliche Grüße und viel Spaß beim Lesen
Ihr Christoph Martinek, Abteilungsleiter Kredit, Immobilien, Sanierung, Insolvenz, FCH AG, Heidelberg